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Wo der Nordatlantik auf die Nordsee trifft, liegt der kleine Archipel von Weltruf: die Shetlandinseln. Von den fast 100 Inseln nördlich des schottischen Festlandes zwischen den Färöern und Norwegen sind nur 16 bewohnt. Die Skandinavier haben die Inselgruppe viele Jahrhunderte beherrscht. Im 15. Jahrhundert wurden die Shetlandinseln als Teil der Mitgift einer dänischen Prinzessin, die den schottischen König heiratete, schottisch.
Kim Coutts und ihre Familie fühlen sich noch heute stark wie ihre verwegenen frühen Vorfahren, die Wikinger. Zusammen mit Schwester, Nichten und Enkelkindern feiert Kim den Hochsommer auf Shetland bei 13 Grad und einem scharfen Nordostwind. Jeden Sonnabend trifft sich die Gruppe zum Schwimmen im eiskalten Meer, allesamt bestens gelaunt und auf dem Kopf nicht etwa eine Badekappe, sondern knallbunten Shetlandstrick.
Rund 40 Kilometer entfernt von der Hauptinsel Mainland befindet sich die südlichste Insel der Shetlands: Fair Isle. Sie ist in der ganzen Welt berühmt für hochwertige Schurwolle und farbenfrohe Strickpullover. Mati Ventrillon ist vor 16 Jahren der Liebe wegen nach Fair Isle gekommen. Heute ist sie eine der bekanntesten Designerinnen des typischen Fair-Isle-Pullovers. Eines Tages hat sie ihre Entwürfe doch tatsächlich bei einer Modenschau auf dem Laufsteg von Chanel gesehen. Nachgefragt hatte das große Modehaus nicht bei ihr, aber stolz war Mati schon.
Lebensader von Fair Isle ist die Fährverbindung mit der "Good Shepard": Der Kapitän Ian Best und die Crew wohnen alle auf der kleinen Insel. Das Ziel der Fähre ist die Hauptinsel Mainland. Benötigte Zeit für die Überfahrt? Kommt ganz aufs Wetter an: zwei bis vier Stunden stehen grob im Fahrplan. So eine Tour auf der "Good Shepard" ist nichts für sensible Gleichgewichtsorgane, denn bei manchen Überfahrten wird selbst den Crewmitgliedern noch übel.
Bereits vor 5000 Jahren lebten kleine Pferde auf den Inseln, die heute als Shetland Ponys bekannt sind. Amanda Slater züchtet eine Minivariante dieser Rasse. Früher mussten die zähen Tiere beim Torfschleppen und unter Tage in Bergwerken schuften. Längst sind die Ponys Haustiere, ziehen Kutschen oder werden im Reittraining mit Kindern eingesetzt. In der Nähe der Hauptstadt Lerwick beginnt auf einem Acker die Viking Shetland Pony Show und Amanda striegelt ihre Lieblinge auf Hochglanz.
Scalloway ist die zweitgrößte Siedlung der Inselgruppe. Von hier aus wurde 1942 eine geheime Operation gestartet, um Menschen mit Fischerbooten aus dem von den Nazis besetzten Norwegen zu retten. "Den Shetland Bus nehmen" wurde damals zum geflügelten Wort. Bill Moores Vater gehörte die Werft, auf der die Flüchtlingsboote gewartet wurden. Zusammen mit Laurie Goodlad, einer jungen Museumskuratorin, geht er auf Spurensuche. Fast 1000 Geflüchtete wurden in den Kriegsjahren auf diese Weise von mutigen Shetland-Bewohnern vor dem Naziregime gerettet.

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