Männer ohne Unterleib

Männer ohne Unterleib

GesellschaftsreportageD  

Gestern noch gehörte ihnen die Zukunft. Das Leben schien unendlich. Krankheit und Gebrechen waren etwas für Alte, nicht für sie gemacht. Dann, von einer Sekunde zur anderen, platzt ihr Lebenstraum: Ein Unfall mit dem Motorrad, der Sprung in unbekannte Gewässer, eine Krankheit macht aus ihnen hilflose Wesen im Rollstuhl, raubt ihnen die Zukunft. Der 19-jährige M. wird diesen Moment nie vergessen, als er beim Aufwachen im Krankenhaus die bittere Wahrheit erfuhr: Niemals mehr laufen können, niemals mehr Fußballspielen, Fahrrad oder Auto fahren. Und niemals mehr Sex? Werde ich lieben können? Werde ich eine Frau berühren, mit ihr Sex haben können? Wird mich eine Frau lieben können? Werde ich überhaupt noch als Mann wahrgenommen? Fragen, auf die auch die Ärzte keine wirkliche Antwort wissen. In der Reportage 'Männer ohne Unterleib' erzählen querschnittsgelähmte Männer, wie sie Sexualität neu lernen mussten, wie sie zum ersten Mal überhaupt mit ihren Freundinnen und Frauen über sexuelle Vorlieben und Wünsche gesprochen haben. Die einen brauchten Hilfe von außen, die anderen haben es allein geschafft. Thomas, 39 Jahre, seit Jahren im Rollstuhl, erinnert sich heute wieder lachend an diese schwierige Zeit des Suchens, wie er zusammen mit seiner Frau Sinnlichkeit geübt hat, wie sie gelernt haben zu experimentieren. Damals - so erzählen sie beide - sind sie auf Entdeckerreise gegangen. Sie haben gemeinsam den Körper wieder entdeckt. Heute, acht Jahre nach dem Unfall, leben sie mit ihren Kindern in der Nähe von Frankfurt/Main einen ganz normalen Familienalltag: Thomas geht wieder arbeiten, hilft den Kindern bei den Schulaufgaben, ist im Sportverein und er liebt seine Frau so, wie sie ihn auch liebt. Trotz und mit seiner Behinderung. Der 19-jährige M. ist wenige Monate nach seinem Motorradunfall noch lange nicht so weit. Wird und kann seine Freundin ihm treu blieben? Hat er ein Recht, dies von ihr zu erwarten - kannten sie sich doch gerade erst ein paar Monate, hatten von einer großen gemeinsamen Zukunft geträumt.

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