Mallorca vor dem Kollaps

Mallorca vor dem Kollaps

Rund zwölf Millionen Urlauber wollen 2017 Mallorca besuchen. Das könnte ein neuer Tourismus-Rekord für die Baleareninsel werden. Ein Grund: Die politische Situation und die Terrorangst in anderen Urlaubsländern wie der Türkei, Ägypten und Tunesien schreckt viele Urlauber ab. Sie weichen deshalb auf die Lieblingsinsel der Deutschen aus und bringen Mallorca damit an den Rand des Kollapses. Die Folgen des Ansturms sind schon jetzt überall zu sehen. Weil alle Hotels so gut wie ausgebucht sind, werden die restlichen Zimmer zu Höchstpreisen angeboten. Bereits seit Anfang Juni ist kaum noch ein Bett unter 200 Euro pro Nacht zu finden, berichtet die Mallorca-Zeitung. Aber auch die Menschen, die auf Mallorca leben, stöhnen unter den Urlaubermassen. Wohnungseigentümer vermieten lieber an Urlauber als an Einheimische, die Mieten explodieren. Auf den Straßen staut sich der Verkehr, und am Wegesrand türmen sich die Müllberge. Ist die Insel am Limit? Die "ZDF.reportage" hat Menschen begleitet, die den Ansturm unmittelbar miterleben. Zum Beispiel Gaston Gödicke, Reiseleiter auf Mallorca. Er versucht, den Andrang sportlich zu nehmen. Denn das Chaos beginnt für ihn schon am Flughafen, wenn er die Urlauber vom Flieger in Empfang nimmt. "Wir haben durch den Andrang Stress pur, weil die Urlauber sofort zu den Hotels müssen und die Busse nur eine Stunde am Flughafen parken dürfen. Sonst zahlen wir Strafe." Die 31-jährige Sabina aus Dortmund bekommt den Ausnahmezustand auf ganz andere Weise zu spüren. Sie arbeitet als Saisonkraft in einem Restaurant. Untergebracht ist sie in einer kleinen Wohnung, die sie sich mit neun anderen Saisonarbeitern teilen muss. In einem Zimmer stehen drei Stockbetten für sechs Leute. Die Wohnverhältnisse sind so eng, dass die jungen Leute die Waschmaschine auf den Balkon gestellt haben. Sabina hat Glück, sie hat als Einzige ein Einzelzimmer. "Ich zahle für mein sechs Quadratmeter großes Zimmer 375 Euro im Monat, verdiene nur fünf Euro pro die Stunde." Boris Ratto ist Kommissar und verrichtet seinen Dienst eigentlich auf einer Autobahnwache in Brandenburg. Weil der Polizist fließend Spanisch spricht, unterstützt er einen Monat lang die spanischen Kollegen auf Mallorca. Mit internationalen Streifen versucht die Polizeidirektion auf der Insel, die Massen noch besser in den Griff zu bekommen. Denn im Urlaubsmodus schlägt so mancher gern über die Stränge, und ein deutschsprachiger Polizist kann sich in diesen Situationen oft besser durchsetzen. Boris Ratto beobachtet die Verhältnisse auf der Insel mit großem Argwohn. "Es ist Wahnsinn, was sich hier abspielt. Ich hatte bereits vor Jahren das Gefühl, dass die Kapazitätsgrenze erreicht ist. Aber es scheint so, dass die Wirtschaft das letzte Wort hat. Schade um die schöne Insel." Jakob Nannig aus Köln ist mit Frau und Tochter nach Mallorca gekommen, um auszuspannen. Er ahnte schon, dass es voll werden würde. Aber, dass es so schlimm werden würde, ahnte er nicht. "Ich fahre schon jahrelang nach Mallorca. Aber das ist mir hier echt zu voll."

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