
Lychener 64 - Berlin-Prenzlauer Berg
20 Jahre nach der Wende ist das größte Stadterneuerungsprojekt Europas beinahe beendet. Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wird eines der letzten maroden Häuser saniert: das Mietshaus Lychener Straße 64. Über zwei Jahre begleiteten die Filmemacher das Haus und seine Bewohner im Ausnahmezustand und beobachtet die allmähliche Transformation vom selbstbestimmten Leben im Substandard zur Anpassung an die Norm. 'Lychener 64' zeichnet die verschiedenen Bauphasen des Hauses auf und lässt alle, die diesen Prozess der räumlichen und sozialen Umrüstung mitgestalten, zu Wort kommen. Dokumentiert werden Verhandlungen, Entwicklungen und Stimmungsschwankungen einer Hausgemeinschaft, die immer stärker zusammenfindet. Mit mehr oder weniger Ausdauer und mit Verhandlungsgeschick begegnen die Protagonisten der vielgestaltigen Front der Sanierer und bewältigen ihren gelegentlich absurden Alltag zwischen Bauschutt, Presslufthämmern und Umzugskartons. Ausgelöst durch die Bedrohung ihres eigenen Wohnraums stellen sie zunehmend Fragen nach individuellen Freiräumen, nach Anpassung oder Widerstand. Sie erleben sich in wechselnden Rollen als potentielle Eigentümer, Verdrängte, Umgesetzte oder doch nur Geprellte. Werden sie zu den Nutznießern der Sanierung gehören? 'Lychener 64' führt Gentrifizierung als erlebte Realität vor Augen und schlägt mit der Montage von historischem Filmmaterial den Bogen zur wechselhaften Geschichte des Prenzlauer Bergs, die immer auch ein Kampf um Wohnraum war.