Lieder der Libération

Lieder der Libération

Trotz der anhaltenden Schrecken der Nazizeit sorgte die Befreiung von Paris im August 1944 für eine rauschhafte Stimmung, überall herrschte Jubel und Heiterkeit. Die Franzosen genossen die wiedergewonnene Freiheit, summten "Fleur de Paris" oder hörten im Radio Bourvils Chanson "Les Crayons". Das "geschändete, gemarterte, aber befreite Paris", wie General de Gaulle es in seiner Rede vom 25. August 1944 nannte, sang die Refrains von Marlene Dietrich, Edith Piaf und Yves Montand. Und in Saint-Germain-des-Prés berauschte sich die französische Swing-Jugend an Jazz und Bebop. Unter dem Namen "Zazous" hatten diese Jugendlichen bereits während des Zweiten Weltkriegs Widerstand gegen die Besatzer geleistet. Im zerstörten Berlin besang Hans Albers, Marlene Dietrichs Partner aus Sternbergs "Der blaue Engel", mit dem "Lied der Flüchtlinge" die tragische Lage der Bevölkerung. Als die Deutschen nach dem Krieg mit dem Wiederaufbau beschäftigt waren, lebten sie in einem zerteilten Land: in der sowjetisch besetzten Zone im Osten und der amerikanischen, britischen und französischen Zone im Westen. In Ostdeutschland wurde vom Chor der Freien Deutschen Jugend zum Ruhm des Genossen Stalin gesungen, und auch der Arbeiterklasse wurde in Liedern gehuldigt. Nach dem Sieg der Alliierten brach mit den US-Truppen sowohl über Frankreich als auch über Deutschland in den späten 40er Jahren eine Flut neuer Musik herein. Der Marshallplan wurde in Chansons gewürdigt und von Journalisten reichlich kommentiert. Der Reigen der Melodien spannt sich von Frank Sinatra bis zu den Andrew Sisters, von Duke Ellington bis Nat King Cole, von Juliette Gréco bis zu Boris Vian. Yves Riou und Philippe Pouchain geben dem Zuschauer in ihrer Dokumentation mit außergewöhnlichen Archivbildern neue Einblicke in die Nachkriegsgesellschaften von Frankreich und Deutschland.

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