Liebe auf dem Land

Liebe auf dem Land

Wie lernten sich früher auf dem Dorf zukünftige Ehepartner kennen, als es noch keine Disco geschweige denn Internet gab? Wie wurden Hochzeiten gefeiert? Und wie reagierte man im Dorf, wenn eine ledige Frau ein Kind gebar? Eine Entdeckungsreise rund um das Thema Liebe in der Ära der Groß - und Urgroßeltern.

Meist galten auf dem Land früher sehr viel strengere Regeln als heute. Zeitzeugen berichten in dem Film, wie es damals auf Dorffesten zuging, wenn die erste große Liebe entflammte. Kirchweih, Jahrmärkte oder traditionelle Feste waren die Höhepunkte im Jahr und galten als Heiratsbörsen, auf denen sich Paare finden konnten. So haben Ursula Müller und Sigrun Immle ihre Männer beim Onolzheimer Hammeltanz kennengelernt. In der Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts kam auch die Mode der Tanzschule in den kleinen Orten an. Bärbel Moser aus Landau erinnert sich, wie die Tanzlehrer mit Fahrrad und Grammofon auf dem Gepäckträger in die Dörfer fuhren und die neueste Tanzmusik mitbrachten.

Im Schwarzwald, wo die Höfe weit entfernt lagen und es kaum Möglichkeiten gab, sich kennenzulernen, verkuppelten die Handwerker, Uhrenträger oder Hausierer so manches Paar. Sie kamen als einzige regelmäßig auf die verschiedenen Höfe und gaben Informationen über heiratsfähige Söhne und Töchter und deren Besitz weiter. Davon kann auch Bernhard Dorer aus Furtwangen erzählen.

Öffentliche Hochzeiten boten ebenfalls Gelegenheiten, anzubandeln. "Eine Hochzeit gibt die nächste" war das Sprichwort, denn die Ledigen gingen im Brautzug paarweise hinter dem Brautpaar in die Kirche und blieben auch beim Essen und Tanz beieinander. Pech, wer wegen eines Trauerfalls in der Familie ein Jahr lang nicht tanzen durfte. Die Kirche hatte in der Dorfgemeinschaft generell in Liebesdingen ein wichtiges Wort mitzureden. In erzkonservativen Landstrichen wurden Frauen geächtet, wenn sie bei der Eheschließung schwanger waren. Sie mussten ein schwarzes Brautkleid tragen, wie Pfarrer Norbert Kaiser aus Hettenleidelheim in der Pfalz schildert.

Schmetterlinge im Bauch und große Gefühle gab es damals sicherlich auch. Oft aber ging es ums Geld und um einen vollen Magen. Agnes Sester aus dem Kinzigtal hat miterlebt, wie die Eltern das Sagen hatten, wer als Zukünftiger in Frage kam. Wer als Mann keinen Hof hatte und kein Handwerk ausübte, also ein armer Schlucker war, konnte nicht heiraten. Und wer ledig blieb, musste als Magd oder Knecht arbeiten.

Die Liebe der Eltern zu den Kindern trug mitunter harte Züge. Kinder wurden sogar "verschenkt", als Baby weggegeben, weil das Geld in den armen Landstrichen nicht reichte, um alle am Tisch satt zu kriegen. Ein Schicksal, dem Andreas Mohl aus Gillenfeld/Eifel ausgeliefert war. Die Kinder von deutschen Frauen und farbigen amerikanischen Soldaten, sogenannte GI-Babys, durchliefen häufig ein Martyrium. Wer anders aussah, wurde gehänselt. So erlebte es Charles Böß aus Worms als Kind.

Der Film sammelt die Erinnerungen daran, wie es früher in Sachen Liebe zuging. Viele Schwarz-weiß-Aufnahmen und einzigartiges historisches Archivmaterial ergänzen die Erzählungen und Bilder von heute.

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