Leif trifft

Leif trifft

Eigentlich sei er ein CDU-Mann, sagt Bernd Lucke. Das Problem sei nur: diese Partei habe sich nach und nach von ihm entfernt. Woraus der Hamburger Wirtschaftsprofessor den Schluss zog, dass er mit Gleichgesinnten dann eben eine eigene Partei gründen sollte. Im Februar 2013 war es so weit: Die 'Alternative für Deutschland (AfD)' ging als Protestpartei gegen die Euro-Rettungspolitik der Regierung Merkel zur Bundestagswahl 2013 an den Start. Nur sieben Monate nach ihrer Gründung holte sie mehr als zwei Millionen Wählerstimmen und verpasste denkbar knapp den Einzug in den Bundestag. Trotz des Scheiterns an der Fünf-Prozent-Hürde war sie damit auf Anhieb das erfolgreichste politische Projekt in Deutschland seit vielen Jahren - und Bernd Lucke mit diesem Wahlerfolg endgültig auf der Bühne der Bundespolitik angekommen. Doch wer ist dieser Mann? Was treibt ihn an? Und: Wird sich die Partei der Eurokritiker dauerhaft als neue politische Kraft rechts neben den Unionsparteien etablieren? In der neuen Doku-Reihe 'Leif trifft' geht SWR-Chefreporter Thomas Leif diesen Fragen nach. Leif trifft Lucke - und andere maßgebliche Akteure der 'Alternative für Deutschland' wie Hans-Olaf Henkel - im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament im Mai 2014. Leifs Film dokumentiert die Schwierigkeiten, Querelen und Konflikte einer bürgerlichen Protestbewegung, deren Basis Wut und Frust gegen eine angeblich 'alternativlose' Euro-Rettungspolitik der etablierten Parteien ist. Und fragt, wie andere Parteien und deren Spitzenpersonal mit der neuen Konkurrenz umgehen. Doch schon innerhalb der AfD gibt es reichlich Konfliktstoff, stellt die 'Alternative für Deutschland' doch ein Sammelbecken ganz unterschiedlicher Kräfte dar: von national-konservativ bis neoliberal. Zudem muss sich die AfD ständig des Vorwurfs erwehren, sie mache Stimmung gegen Minderheiten und gehe zu nachsichtig gegen Rechtspopulisten in den eigenen Reihen vor. Was ist dran an diesen Vorwürfen? Eine Frage, der Thomas Leif in seinem Film auch in Interviews mit den Kritikern der Eurokritiker nachgehen wird. Leifs Film ist zudem das Portrait eines Mannes, der machtbewusst das Räderwerk seiner Partei auf sich selbst ausrichtet. Lucke ist Konstrukteur und Chef-Maschinist der AfD, seinen Führungsstil charakterisieren viele als gnadenlos hart. Er verletze demokratische Grundsätze - dieser Vorwurf führt immer wieder zu massiven Konflikten innerhalb der AfD, die bisweilen begleitet werden von Parteiaustritten des Spitzenpersonals. Auf dem Bundesparteitag Ende März in Erfurt kassiert Bernd Lucke dann eine herbe Niederlage, als die Mitglieder ihrem Parteichef einen weiteren massiven Machtzuwachs verweigern. Doch welche Agenda verfolgt Bernd Lucke? Und welche Chancen hat er, das Parteiengefüge in Deutschland aufzumischen?

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