Legenden: Hans-Joachim Kulenkampff

Legenden: Hans-Joachim Kulenkampff

Hans-Joachim Kulenkampff, genannt 'Kuli', war der unbestrittene König der TV-Abendunterhaltung in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren. Vor allem mit der Sendung 'EWG - Einer wird gewinnen' erreichte er traumhafte Einschaltquoten. Wie erklärt sich dieser unglaubliche Erfolg, wofür stand 'Kuli' gesellschaftlich, und wie war er privat? Der Film von Philipp Engel zeigt Hans-Joachim Kulenkampff als einen herzlichen, direkten und politisch engagierten Menschen, der öffentlich kaum anders war als privat. Zugleich aber zeichnen seine Kinder und enge Freunde das Bild eines sensiblen, bisweilen unsicheren Mannes, der davon träumte, als Schauspieler von den Feuilletons gefeiert zu werden. Vor allem aber war 'Muckel', wie er liebevoll von seiner Familie genannt wurde, ein Mann, der seine Sorgen und Ängste für sich behielt. Über den mörderischen Russlandfeldzug, den er nur mit großem Glück überlebte, sprach er ebenso wenig, wie über den dramatischen Verlust seines erstens Sohnes, der 1957 bei einem Autounfall starb. Kulenkampff fiel in den fünfziger Jahren schnell auf, als talentierter Moderator zunächst von Radio-, später von Fernsehsendungen. Sein Witz, seine 'Frechheit' und die ungemeine Schlagfertigkeit gefielen dem Publikum. Er bediente gekonnt das Bedürfnis einer Nachkriegsgesellschaft nach Zerstreuung und Vergessen. Er war Vorbild der Jugend, Lehrer, Lausbub und Vater der Nation. Dabei haderte er damit, dass er den Akademiker zwar überzeugend verkörperte, aber keiner war. Insgeheim, so vermutet Sohn Kai, träumte er wohl von einer seriösen Karriere, etwa als Professor für Kunstgeschichte. Schließlich stammte er aus einer berühmten und alteingesessenen Bremer Familie - Menschen, die über Generationen hinweg gewohnt waren, unabhängig, selbstbewusst und global zu denken. So wenig er öffentlich und privat über seine innersten Sorgen und Nöte sprach, so offen und beredt war er in seinem politischen Engagement: Kulenkampff war sozialdemokratisch eingestellt, bekennender Pazifist, und er hielt mit seiner politischen Überzeugung auch als Moderator nicht hinter dem Berg. Regelmäßig sorgten seine Äußerungen für kleine Skandale, aber am Ende liebte ihn sein Publikum für eben diese Offenheit. Scheinbar unbeeindruckt perlten die Schmähungen seiner Kritiker an ihmab. Doch war es wirklich so - 'Kuli', der Steuermann, die Hand am Ruder, jedem Sturm mutig trotzend? So sahen ihn seine Fans, und so erlebte ihn seine Familie, wenn er an Bord eines Segelschiffs wochenlang auf der Nordsee Ruhe suchte. Das Schiff war auch der einzige Ort, an dem er für seine Kinder wirklich greifbar war. Denn so präsent der Star im TV und auf der Bühne war, so selten war er zu Hause. Wenn, dann wurde er von seiner Frau Traudel abgeschirmt, die für Kuli ihre eigene Schauspielkarriere an den Nagel gehängt hatte. Die Liebe der beiden hielt ein Leben lang, und seine Frau war für Kulenkampff die wichtigste Stütze im Leben. Die Kinder Merle und Kai erzählen von der großen Liebe ihrer Eltern und geben Einblick in das Leben der Legende Hans-Joachim Kulenkampff. Zu Wort kommen außerdem seine Schwägerin Ingeborg Stecher, der frühere Bremer Bürgermeister Hennig Scherf, seine langjährige Showassistentin Gabi Kimpfel, Fernsehkollege Alfred Biolek und zahlreiche weitere private und berufliche Weggefährten.

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