Leben am Todesstreifen
Nur drei Kilometer liegen Pferdsdorf und Willershausen voneinander entfernt und doch waren drei Jahrzehnte lang kein Besuch und kein Kontakt möglich. Pferdsdorf in Thüringen und Willershausen in Hessen trennte ein unüberwindliches Hindernis: der Todesstreifen der innerdeutschen Grenze mit Stacheldraht und Selbstschussanlagen. Dem 84-jährigen Kurt Leinhos aus Pferdsdorf kommen noch heute die Tränen, wenn er von der Hoffnungslosigkeit erzählt, vom Alltag des Überwachtwerdens im Sperrgebiet an der deutsch-deutschen Grenze. Seine Frau stammte aus Willershausen, wo auch ihre Verwandten wohnten. Selbst als ihr Vater starb, ließ man sie nicht über die Grenze, um sich von ihm zu verabschieden.
Auch wenn für die Hessen die Zeit bis 1989 weniger bedrückend war, empfanden sie die Grenzöffnung als Freudentag und lang ersehnten Neuanfang. Auch der Initiative von Gerhard Reintanz, damals Ortsvorsteher in Willershausen, ist es zu verdanken, dass sich die ehemals getrennten Nachbarn bis heute an jedem 20. November auf dem Gebiet des ehemaligen Todesstreifens treffen. Dort feiern Willershausener und Pferdsdorfer ihre persönliche Wiedervereinigung, auch wenn sich nach nunmehr 20 Jahren nicht jede Hoffnung von '89 erfüllt hat.
Der Film erzählt, wie die Familien Leinhos und Reintanz die Trennung in den fünfziger Jahren erlebt haben, wie Stacheldraht und Minen den Alltag überschatteten und wie unterschiedlich der Neuanfang in Ost und West gelang. Erinnerungen werden wach an tödliche Fluchtversuche, an glückliches Wiedersehen, aber es wird auch von wieder erwachender Entfremdung und Konkurrenz berichtet.