
Lawinen der Erinnerung - Ein Film über Oliver Storz
Oliver Storz war ein vielfach ausgezeichneter Dramaturg, Drehbuchautor und Regisseur - einer der Großen in der deutschen Mediengeschichte. Im hohen Alter wurde er schließlich noch ein erfolgreicher Schriftsteller. Ein Mann, Jahrgang 1929. Sein Lebensthema: die Erinnerung, genauer: die Erinnerung an die Zeit, in der Deutschland unter Adolf Hitler im Chaos versank. Und so erzählt der Film in 90 Minuten das, was für Oliver Storz von damals gegenwärtig ist. Gleichzeitig aber geht es um das Gedächtnis und seine Fallstricke: das persönliche Gedächtnis, das kollektive Gedächtnis Deutschlands, das Gedächtnis des Mediums Fernsehen. Alle drei Tauchgänge in die Vergangenheit unternimmt Dominik Graf parallel und lotet dabei die Untiefen der Wahrheitsfindung aus. Mit leichter Hand montiert der neunfache Grimme-Preis-Träger Graf historisches Originalmaterial, Filmzitate, neu gedrehte Spielszenen und die Worte seines Gesprächspartners zu einem immer dichter werdenden Doku-Essay. Zweimal hat Graf den 82-jährigen Oliver Storz zuhause zu konzentrierten Gesprächen getroffen. Die beiden hatten sich erst kurz zuvor kennen gelernt. Rückblickend erscheinen Storz' Worte als eine Art Vermächtnis. Drei Wochen nach der zweiten Zusammenkunft starb Oliver Storz. Oliver Storz, der Wegbereiter und wortwörtliche Entwicklungshelfer des deutschen Fernsehens, reflektiert im Gespräch mit dem Filmemacher seine persönlichen Erlebnisse - und spricht auch darüber, wie historische Tatsachen medial aufgearbeitet werden. Storz selbst hat in 'Drei Tage im April' 1995 ein Ereignis verfilmt, das sich in den letzten Kriegstagen in der Nähe seiner Heimatstadt Schwäbisch-Hall zugetragen hatte. In einem kleinen Bahnhof blieben damals, bewacht von SS-Männern, vier Waggons stehen. Drinnen rangen Häftlinge eines Konzentrationslagers mit dem Tod und schrien vor Schmerz und Hunger. Storz befragte beim Dreh die Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen und war bestürzt: Nur ein damals 16-Jähriger konnte dazu etwas sagen. Das kollektive Gedächtnis hat die Erinnerung an das Ereignis gelöscht.