Land im Gezeitenstrom
Dithmarschen, das Land zwischen Eider und Elbe, ist ebenso wie die Halligen im Meer vom Einfluss der Nordesee-Gezeiten geprägt. Hier mischen sich jahrhundertealtes Brauchtum mit modernster Technik im Einklang mit der unverwechselbaren Natur des Küstenlandes im Norden. Der Film zeigt vor allem die weniger bekannten Seiten dieser Region.
Ganz allein in der Einsamkeit des Wattenmeeres lebt ein Ehepaar auf Süderoog. Es versorgt sich selbst und kämpft gegen Stürme und Fluten um jeden Meter Halligland. Auch hinter dem Seedeich am Festland begegnet man auf Schritt und Tritt den Gezeiten: Im Beltringharder Koog wurde eine künstliche Salzwasserlagune als Lebensraum für Tiere des Wattenmeeres geschaffen. Weiter drinnen im Land trägt die Flut Seeschiffe ins Dock, wo der Husumer Hafen bei Ebbe zweimal am Tag vollkommen trockenfällt. Auf der Halbinsel Eiderstedt trotzen Haubarge, mächtige reetgedeckte Bauernhäuser, den Naturgewalten. Vor dem Deich kann der letzte Leuchtturmwärter auf Westerheversand noch immer nicht von seinem Leuchtfeuer lassen. Hier pustet der Wind Strandsegler über die trockengefallenen Strände bei St. Peter-Ording. Und im Sönke-Nissen-Koog erzählt das leuchtende Grün der Dächer vom Vermächtnis eines eigensinnigen Friesen aus Südwestafrika.
Seit Jahrhunderten trennt die Eider Nordfriesen und Dithmarscher, hat Land und Leute geprägt und enorme Verwüstungen angerichtet. Im Flussgebiet von Eider, Treene und Sorge versanken früher reihenweise Erntemaschinen auf "schwimmendem" Grund im nassen, ursprünglichen Moor unter dem Ackerboden. Heute ist es ein Natur- und Vogelschutzgebiet, in dem die Landwirte zur Mahd mit ihren Treckern im Zickzack den Nestern ausweichen und "Storchenmenschen" alljährlich ihre Schützlinge in luftiger Höhe beringen. Wo die Treene in die Eider mündet, erbauten holländische Wasserbaumeister 1621 ein städtebauliches Kleinod mit seinen Grachten: Friedrichstadt. Die zerstörerische Gewalt der Nordseefluten halten die Männer am Eidersperrwerk in Schach, dem größten Küstenschutzbauwerk in Schleswig-Holstein, das auch das malerische Tönning schützt. Südlich der Eider, bis hin zur Elbe, erstreckt sich Dithmarschen, einst freie Bauernrepublik mit mächtigen Kirchen wie dem Bauerndom zu Meldorf. Zur Traditionspflege gehören der historische Schwertertanz, aber auch der Beruf des Reetdachdeckers. Die Dithmarscher haben dem Meer fruchtbaren Ackerboden abgerungen und es zum größten Kohlanbaugebiet Deutschlands gemacht. Die kleine Hafenstadt Büsum war früher eine Insel im Wattenmeer, dort, wo man noch heute bis zum Bauch im Wasser watend auf ganz altmodische Weise Krabben aus den Prielen holt. Seit Generationen ist dieses sogenannte Gliebfischen bekannt und beliebt.