Ladenschluss - Das Ende der Shopping-Malls

Ladenschluss - Das Ende der Shopping-Malls

In den USA hat ein regelrechtes Shoppingmall-Sterben eingesetzt. Angebot und Nachfrage stimmen offenbar nicht mehr überein. Sind dies Vorboten für Entwicklungen auch in Europa? Demografischer Wandel, verändertes Einkaufsverhalten, das Angebot online und eine viel zu große Dichte an Ladenflächen machen vielerorts die Einkaufszentren überflüssig. Mit mehr Erlebnis-Angeboten wollen Städteplaner und Betreiber nun neue Kunden anlocken. Vor 60 Jahren baute der findige Architekt Victor Gruen die erste Shoppingmall in Edina, Minnesota. Das Konzept des überdachten Marktplatzes war so erfolgreich, dass es die Entwicklung der Vororte beflügelte und bald weltweit tausendfach kopiert wurde. Heute ist eine Welt ohne Shoppingmalls kaum mehr vorstellbar. Doch in den USA schließen die Einkaufszentren in rasantem Tempo. Der Begriff "Retail Apocalypse" hat inzwischen sogar eine eigene Wikipedia-Seite. Aber den vorhergesagten Tod auszurufen, ist noch verfrüht. Nicht anders als das, was Victor Gruen sich vor mehr als einem halben Jahrhundert vorgestellt hat, liegen derzeit "Mixed-Use"-Konzepte bei Entwicklern und Betreibern im Trend. Doch für viele alternde Strukturen an schlechten Lagen ist ein solcher Umbau nicht realistisch. Sie säumen heute als Ruinen die amerikanischen Highways - sehr zur Freude der "Dead Mall"-Enthusiasten. Die mit Kameras bewaffneten Entdecker steigen in die leer stehenden Gebäude ein und dokumentieren den Niedergang mit einer Mischung aus Nostalgie und Nervenkitzel. Fotos und Videos davon enden auf immer mehr Websites, Facebook-Gruppen und YouTube-Kanälen. Das "Dead Mall"-Phänomen ist mittlerweile zu einer regelrechten Bewegung angewachsen. Die Situation in den USA ist nicht direkt mit anderen Ländern vergleichbar. Die weitreichende Erosion der Mittelschicht geschieht vor dem Hintergrund einer Abnahme der Einkommen in den meisten Regionen. Dies hat indirekt zum Kollaps vieler in Malls sehr präsenten Handelsketten wie Sears oder J. C. Penney geführt. Doch auch in Europa und selbst in Asien sind erste Anzeichen einer Abschwächung erkennbar, und der Online-Handel wird seinen Siegeszug weiter fortsetzen. Shoppingmall-Betreiber weltweit tun also gut daran, das derzeitige Drama in den Vereinigten Staaten genau zu beobachten und aus den Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen.

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