Kunst statt Rolex?

Kunst statt Rolex?

Rolex war gestern. Die neue Preziose der russischen Milliardäre und Neureichen heißt 'Kunst'. Ganze Kollektionen gehen inzwischen bei den europäischen Auktionshäusern zu Spitzenpreisen über den Tisch - und wandern nach Russland. Dort schmücken sie die luxuriösen Villen ihrer neuen Eigentümer, die aber auch Stiftungen einrichten und manchmal ganze Museen finanzieren, um sich den Nimbus eines neuen Kulturadels zu geben. Die russischen Sammler kaufen zwar auch Werke der europäischen Kunstgeschichte und der Moderne, vor allem aber gilt: Russen kaufen Russen. Sie knüpfen damit an eine vorrevolutionäre Tradition an, als Privatmäzene die künstlerische Tradition und Avantgarde ihres eigenen Landes förderten, finanzierten und sammelten. Heute, wo Russlands öffentliche Gelder im Kulturbereich immer mehr schrumpfen, wird dieses milliardenschwere Engagement zunehmend wichtiger. Wo das staatliche Engagement für Kultur zurückgeht, fällt der Glanz umso heller auf die großzügigen Spender. Die Dokumentation 'Kunst statt Rolex?' stellt russische Kunstsammler vor. Darunter der schwerreiche Bauunternehmer Wladimir Seminichin, der zwischen seinen Wohnsitzen Moskau und Monaco pendelt, Igor Markin, der sein Millionenvermögen mit Kühlschränken und Fensterrahmen gemacht hat, und Pjotr Awen, der einflussreiche Präsident der größten Privatbank Russlands und selbst milliardenschwer, der seine kostbare Gemäldesammlung nur ausgewählten Gästen sowie im Ausland zeigt, sowie der Oligarch Wiktor Wekselberg, der nicht nur eine geradezu legendäre Kunstsammlung besitzt, sondern auch für sagenhafte 120 Millionen Dollar die einmalige Sammlung von Fabergé-Eiern der Zarenfamilie gekauft hat. Sie alle geben ebenso freimütig wie stolz Auskunft über die Motive ihrer Sammlertätigkeit. Worüber sie nicht sprechen: Welch brisante politische Hintergründe ihr Kunstengagement oft hat. Davon aber berichtet die Soziologin und Publizistin Olga Kryschtanowskaja.

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