Kulturkampf auf Italienisch

Kulturkampf auf Italienisch

Italien ist Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse. Schon seit der ersten Ankündigung wird über den Buchmessen-Auftritt leidenschaftlich diskutiert. Die rechtskonservative Regierung Meloni versucht, ihren Einfluss auf die Kultur auszuweiten. Der Kampf um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der italienischen Literatur ist in vollem Gang.
Ein Monolog des Schriftstellers Antonio Scurati anlässlich des Nationalfeiertages, der jedes Jahr am 25. April an die Befreiung vom Nazifaschismus erinnert, wird im öffentlich-rechtlichen Fernsehen plötzlich abgesetzt. Ein Proteststurm der Schriftstellerinnen und Schriftsteller bricht los. Nur wenige Wochen später wenden sich einige von ihnen in einem öffentlichen Brief gegen die selektive Einladungspolitik der italienischen Regierung zur Buchmesse.
Was mag das rätselhafte Motto "Verwurzelt in der Zukunft", unter dem der erste internationale kulturpolitische Auftritt der Regierung Giorgia Meloni steht, bedeuten? Und wie nehmen Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Giulia Caminito, Mario Desiati, Mattia Insolia, Francesca Melandri und Igiaba Scego die italienische Realität in ihren Werken in den Blick?
Wir treffen sie im Stadtteil Garbatella im Süden Roms. Denn nirgendwo sonst wird der Kampf ums Narrativ, das Umschreiben von Geschichte und Geschichten augenscheinlicher. Lange Zeit war Garbatella lebendiger Traum, Kulisse und Projektionsfläche für linke Fantasien. Nun aber reklamieren auch andere das Viertel für sich. Nicht zuletzt begann hier der Aufstieg von Meloni und den Fratelli d'Italia. Inmitten des rötesten Viertel von Rom. Eine Spurensuche.

Bewertung

0,0   0 Stimmen