Kubas Humboldt-Nationalpark

Kubas Humboldt-Nationalpark

Im Reich der Bienenelfe: Der Parque Nacional Alejandro de Humboldt ist eines von über achtzig Naturschutzgebieten, die nach der kubanischen Revolution auf der Insel entstanden. Die zweiteilige Dokumentation zeigt die Schätze des etwa 700 Quadratkilometer großen Schutzgebietes. Vor der Eroberung durch die Spanier war Kuba fast vollständig von Wald bedeckt. Doch schon bald wurden die ersten Plantagen für Zuckerrohr und Tabak angelegt, wurde edles Tropenholz geplündert, um Paläste, Schiffe oder Möbel zu bauen. Nach der kubanischen Revolution sorgte ein umfangreiches Wiederaufforstungs-Programm dafür, dass inzwischen wieder rund 25 Prozent der Insel bewaldet sind. Ganz im Osten des Landes liegt der Parque Nacional Alejandro de Humboldt mit seinen einmaligen Bergregen- und Trockenwäldern, Hochebenen, Flüssen, Mangrovenlandschaften und Korallenriffen - Natur nahezu so ursprünglich, wie sie der Namensgeber des Schutzgebietes vor über 200 Jahren bei seinen Exkursionen durch Kuba angetroffen hat. Der erste Teil der Dokumentation stellt den Artenreichtum des kubanischen Nationalparks vor. Er bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten, die es ausschließlich auf Kuba gibt. Die Bienenelfe etwa lebt hier, der kleinste Vogel der Welt. Der Kolibri ist ganze sieben Zentimeter lang und etwa zwei Gramm schwer. Das Monte-Iberia-Fröschchen galt bis vor Kurzem als kleinster Vierbeiner der Welt. Der Winzling steht unter strengem Schutz, doch Überschwemmungen, Hurrikans oder Trockenperioden gefährden immer wieder die kleine Population. Auch Gundlachsperber sind sehr selten geworden. Erstmals gesichtet wurden die Greifvögel ebenso wie die Bienenelfe von dem deutschen Naturforscher Johann Christoph Gundlach Mitte des 19. Jahrhunderts. Überall im Humboldt-Nationalpark markiert Kubas Nationalvogel, der Tocororo, lautstark sein Revier. Sein Gefieder leuchtet in den Farben der Landesflagge: blau, weiß und rot. Auch menschliche Siedlungen gibt es im Nationalpark. Das Dorf Arroyo Bueno liegt mitten im Schutzgebiet. Es entstand vor gut sechzig Jahren als Unterkunft für Holzfäller und Bergarbeiter. Noch bis 2005 wurde im Nationalpark unter Tage Chrom abgebaut. Viele ehemalige Minenarbeiter verdienen ihr Geld heute in der Stadt Moa, in deren Umfeld es bedeutende Nickelvorkommen gibt. Das derzeitige Hauptexportgut Kubas lagert auch unter der grünen Decke des Nationalparks; für ihn würde der Nickelbergbau das Aus bedeuten.

Wo Kolumbus die Insel entdeckte: Der zweite Teil der Dokumentation stellt die verschiedenen Zonen des Humboldt-Nationalparks vor. Im Osten fließt der Toa, der wasserreichste Fluss des gesamten Landes. An seinem Unterlauf wollten ausländische Firmen Mitte der neunziger Jahre ein Kraftwerk bauen. Devisen und Strom hätte Kuba damals dringend benötigt, doch die Folgen für die Natur wären katastrophal gewesen. Fidel Castro persönlich hat dann das Projekt gestoppt und dafür gesorgt, dass der bereits geplante "Alexander-von-Humboldt-Nationalpark" schnellstens Realität wurde. Unweit der Toa-Mündung ging gut 500 Jahre zuvor Christoph Kolumbus vor Anker. Wenig später gründeten die Spanier in der Baracoa-Bucht die erste Siedlung der Insel, die sich im Laufe der Zeit zur Küstenstadt Baracoa entwickelte. Vierzig Kilometer entfernt, an der Bahia de Taco, befindet sich das Besucherzentrum des Nationalparks. Angezogen vom Scheinwerferlicht umschwirren in der Dämmerung Tausende Blattnasen-Fledermäuse die Büste Alexander von Humboldts. Bis 1959 wurde der Wald an der Küste vieler seiner Schätze beraubt. Der größte Teil war im Besitz von US-Amerikanern. Die Ruinen ihrer Villen nutzt heute die farbenprächtige Polymita-Schnecke als Schlafplatz. Auch ihretwegen ist das Schutzgebiet geschaffen worden. An der Küste des Nationalparks erstrecken sich ausgedehnte Mangrovenwälder. Charakteristisch sind die Stelzwurzeln der Roten Mangrove. Sie kann damit sowohl über als auch unter Wasser Sauerstoff tanken. Wenn Raúl Matos Romero, der Chef vom Baracoa-Sektor, nicht im Nationalpark unterwegs ist, nutzt er die Stadtbibliothek von Baracoa als Arbeitsplatz. Ein eigenes Direktionsbüro befindet sich im Bau, doch nach den letzten Hurrikans wird wohl noch einige Zeit bis zum Einzug vergehen. So muss Raúl die erste wissenschaftliche Expedition ins Korallenriff von hier aus vorbereiten. Sein Stellvertreter Giovanis hat vor Kurzem den Tauchschein gemacht. Er will ergründen, welche Kostbarkeiten das Meer hinter der Bahia de Taco birgt.

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