Kriegsspiele

Kriegsspiele

Der Präsident gab sich entschlossen: "Frankreich befindet sich im Krieg" verkündete Staatspräsident François Hollande am Abend der blutigen Terroranschläge von Paris, bei dem mehr als 125 Menschen umgebracht und rund 350 verletzt wurden. Drei Tage später legte Francois Hollande nach: Bei einer gemeinsamen Sitzung beider Parlamentskammern im Schloss Versailles verkündete er: "Wir müssen erbarmungslos sein" und prophezeite einen erbitterten Kampf gegen den sogen. "Islamischen Staat" an. Bundespräsident Joachim Gauck sprach auf deutscher Seite von "einer neuen Art von Krieg" und Papst Franziskus in Rom wertete die Anschläge sogar als Teil von dem, was er den "Dritten Weltkrieg" nennt. Aber befinden wir uns wirklich im Krieg oder lassen wir uns zumindest verbal auf genau das ein, was die Gegner der Freiheit wollen - eine "Entscheidungsschlacht"? Was aber bedeutet 'Krieg'? Gilt von nun an 'Kriegsrecht', was immer das meint? Zumindest Frankreich lässt der verbalen Aufrüstung Taten folgen und verhängt für drei Monate den Ausnahmezustand im eigenen Land und wirft Bomben auf die IS-Hochburg Rakka. Klar - Zur Demokratie gehört ebenso ihre Wehrhaftigkeit. Doch wie kann man die eigene Freiheit verteidigen, wenn man eben diese außer Kraft setzt? Wie weit lassen wir uns Angst machen, verzichten auf Fußball und Freiheit? Die Welt ist eine andere seit dem vergangenen Freitag! Und was bedeutet es in dieser Gemengelage, wenn wir Frankreich unsere uneingeschränkte Solidarität erklären? Wie lässt sich ein Krieg gewinnen, wenn die Gegner vornehmlich aus den eigenen Reihen stammen, - eben junge Franzosen, junge Deutsche? Was bringt junge Europäer, die die in einer freien Gesellschaft aufgewachsen sind, dazu, ausgerechnet diese Freiheit bekämpfen zu wollen und welche Rolle spielt bei alldem die Religion? Der Terror von Paris wird als Angriff auf "unsere Art zu leben" gewertet - aber was meint das eigentlich? Was ist uns wichtig, was sind unsere Werte? Islamische Theologen und Verbänden distanzieren sich von jedweder Gewalt und doch berufen sich alle auf den gleichen Gott? Wie schaut's aus mit der christlichen Friedensethik, wenn der Papst vom "Dritten Weltkrieg" spricht? Steht nicht in der Bibel jener Satz, dass, wenn einer dich auf die eine, du ihm auch die andere Wange hinhalten sollst? Kurzum: Eine Woche nach dem brutalen Terror von Paris stehen eine Menge Fragen im Raum, deren Beantwortung über unsere Zukunft entscheiden wird.

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