Krieg und Spiele

Krieg und Spiele

Teils faszinierend, doch überwiegend erschreckend sind die Erkenntnisse, die Karin Jurschicks Dokumentation über Drohnen, Roboter und künstliche Intelligenz präsentiert.

Die Filmemacherin hat Militärs und Forscher in Israel und den USA besucht und Einblicke in die Produktion von Kampfdrohnen bekommen - jener unbemannten Fluggeräte, die sich in Computerspielmanier steuern lassen und zielgenau Gebäude zerstören oder Menschen töten.

Doch sie stellt nicht nur die Frage nach der Moral dieser modernen Kriegsführung, sie geht noch weiter: Was, wenn es den Technikbegeisterten im Silicon Valley gelingt, lernfähige Roboter zu erschaffen, die irgendwann selbständig urteilen und handeln?

Was haben Dietrich Oepke, einst Modellflugmeister der DDR, Dave Anthony, Entwickler von "Call of Duty" und James Gimzewski, Professor für Nano-Architektur gemeinsam? Sie sind Spieler. Konkret oder virtuell, mit Quadrocoptern, futuristischen Waffen oder künstlicher Intelligenz spielen sie mit den menschlichen und technischen Möglichkeiten. Wie real sind ihre Zukunftsvisionen?

Die unbemannten Kriegsroboter der Zukunft sind nach dem Vorbild von Tieren gebaut. Perfekte Maschinen, die im Wasser, an Land und in der Luft die Bewegung jeder Maus und jedes Menschen erfassen. Und sie können töten. Autonom. Diese technische Entwicklung verändert jetzt schon die Kriege und unsere Vorstellungen von Ethik und Moral. Ja: unsere Stellung als Menschen in der Welt. Werden am Ende die Maschinen sogar die besseren Entscheidungsträger? Bringt uns die neue, aus der Ferne steuerbare Kriegstechnologie Aufklärung und Sicherheit, wie es die herstellende Industrie und die Regierungen versprechen, oder macht sie die Version eines totalen Überwachungsstaates möglich? Und was ist mit denen da unten, den Menschen im Fadenkreuz?

Was passiert mit dem Begriff der Schuld, wenn Maschinen autonom töten? Wer ist verantwortlich, wenn sie einen Fehler machen? Wie verändert sich die Vorstellung von "Soldatenehre", wenn Menschen Tausende Kilometer entfernt vor einem Computerbildschirm sitzen und nur noch überwachen, was die Maschine ausführt?

Die Filmemacherin bewegt sich in unterschiedlichen Parallelwelten: den Laboren der Forscher und der Militärs, den "Think Tanks", in denen Philosophen, Ethiker, Historiker und Militärwissenschaftler über Möglichkeiten und "Moral" der neuen Kriegswaffen nachdenken. Bei Computerspielern, für die es selbstverständlich ist, ihren Körper und ihre Fähigkeiten virtuell und gefahrlos zu erweitern. Bei Piloten, die lernen müssen, mit ganz neuen Anforderungen fertig zu werden: einer großen Distanz zum Geschehen und gleichzeitig einer neuen "Intimität" des Tötens, wenn sie ein menschliches "target" über Wochen heimlich beobachten. Bei Ausbildern, die darin unterrichten, Bilder zu lesen, die weit entfernt entstanden sind, um dann unter Umständen tödliche Entscheidungen zu treffen. Menschen, die mit und unter den neuen Kriegstechnologien leben.

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