Krieg in der Firma

Krieg in der Firma

UnternehmerporträtD  

Atlas-Chef Fil Filipov bezeichnet sich selbst als 'wohlwollenden Diktator'. Aber was ist ein Diktator ohne Volk? Und sein 'Volk' ist dem Unternehmer in der norddeutschen Tiefebene nicht gerade wohl gesonnen. In seinem Betrieb prallen Welten aufeinander: leistungsorientierter amerikanischer Führungsstil versus die deutsche betriebliche Mitbestimmung. Der Diktator lässt sich jedoch nicht so leicht in die Knie zwingen. Er hat dem Betriebsrat und den Gewerkschaften den Krieg erklärt. Ein Krieg, der mittlerweile schon seit drei Jahren tobt. 2010 hat Fil Filipov die marode Bagger- und Kranbaufirma mit drei Standorten bei Bremen für einen Euro gekauft. Seine erste Amtshandlung: Er hat den Tarifvertrag gekündigt. Auch vor Entlassungen und Teil-Ausgliederungen hat er keinen Halt gemacht. Fast 300 Mitarbeiter mussten gehen, jetzt arbeiten noch 470 in der Firma. Alles zum Wohl der Firma, argumentiert der Unternehmer. Und in der Tat: Aus dem Sanierungsfall Atlas ist unter seiner Führung ein Unternehmen geworden, das schwarze Zahlen schreibt und zufriedene Kunden auf der ganzen Welt hat. Den Radio Bremen-Autorinnen Kirsten Hartje und Hanna Möllers gewährt Fil Filipov exklusive Einblicke in seine Firma. Sie begleiten ihn in die Produktionshallen, bei Gerichtsterminen und in seine zweite Heimat, die USA. Dort hat der junge Filipov seine Traumkarriere begonnen: Der Flüchtling aus dem kommunistischen Bulgarien hat sich buchstäblich vom Tellerwäscher zum Millionär hochgearbeitet. Doch auch in den USA hat sein extremer Führungsstil verbrannte Erde hinterlassen. Ehemalige Arbeiter wünschen ihn noch heute in die Hölle. Ihr früheres Werk ist eine Bauruine. Ein Unsympath ist Filipov trotzdem nicht. Er besticht durch seine Ehrlichkeit und extreme Offenheit, gepaart mit einer gehörigen Portion Humor und Zuversicht. Die Folgen der Schlacht treffen auch Außenstehende: Das Arbeitsgericht Oldenburg beschäftigt zwei Richter im Dauereinsatz, allein mit Klagen von oder gegen Atlas. Rund 800 sind es mittlerweile in knapp drei Jahren. Ein trauriger Rekord. Mit unzähligen Details der speziellen Filipovschen Unternehmensführung müssen sich die Richter befassen: Lohnkürzungen für Einzelne, der Versuch, den Betriebsrat aufzulösen, oder plötzlich aufgehängte Kontrollkameras im ganzen Unternehmen. Wer den Krieg am Ende gewinnen wird, ist nicht vorherzusehen. Fest steht nur, dass für alle Seiten viel auf dem Spiel steht: 'Ich werde nicht aufgeben', sagt Filipov, 'selbst wenn die Firma dabei draufgeht.'

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