Krank und von Ämtern verlassen

Krank und von Ämtern verlassen

Manuelas Sohn Alan ist dreizehn. Er sitzt im Rollstuhl. Vor sieben Jahren kam die Diagnose: Muskeldystrophie Duchenne. Damals konnte er noch laufen. Seine Muskeln bauen sich ab, mehr und mehr. Es ist unaufhaltsam. Manuela sieht ihrem Sohn beim langsamen Sterben zu.
Alan will leben. Und dafür braucht er Hilfsmittel: Rollstuhl, Trainingsgeräte, Lese-, Schreib- und Esshilfen, Badlifter, eine behindertengerechte Wohnung usw. Das alles ist teuer. Viele dieser Kosten übernehmen Sozialämter und Krankenkassen. Doch es ist ein Kampf, jedes Mal. Nichts ist einfach zu bekommen - Alans Mutter kann ein Buch darüber schreiben. Alles wird mehr als einmal hinterfragt. Es kommt ihr so vor, als ob jedes Amt und jede Kasse eigene Regeln hat. Oft muss sie einen Anwalt einschalten.
So wie Manuela und Alan geht es Tausenden. Denn von den rund 2,6 Millionen Pflegefällen in Deutschland werden mehr als zwei Drittel zu Hause betreut. Umso unverständlicher ist es, dass Bearbeitungs- und Wartezeiten für entsprechende Hilfsmittel oft zu lang sind, weil es zum Beispiel Zuständigkeits- und Abstimmungsprobleme in Sozialämtern und Krankenkassen gibt. Monate später entscheiden schließlich die Gerichte. In manchen Fällen sind die Kläger da schon tot oder brauchen das beantragte Hilfsmittel nicht mehr, weil sie schon auf das nächste angewiesen sind.
Ralph Beckert vom Sozialverband VdK Sachsen kennt das alles. Er fordert deshalb mehr Verantwortlichkeit bei Renten- und Krankenkassen und Sozialämtern. Und kritisiert, dass es an Mut zur Entscheidung bei den einzelnen Mitarbeitern fehlt. Wie kann es sein, dass über die Bewilligung der Unterstützungen so unterschiedlich entschieden wird und den Betroffenen das Leben mit dem kranken Angehörigen zusätzlich erschwert wird?

Bewertung

0,0   0 Stimmen