Kopfüber in die Siebziger

Kopfüber in die Siebziger

'Wir wollten uns doch befreien!', ruft Marion Schuhmacher in ihrer Kölner Altbau-Küche - und erinnert sich dann zusammen mit ihrer Freundin Ute Schön an ihre wilden Jahre in der ersten Kölner Wohngemeinschaft, an Klos ohne Türen, an den Kampf gegen faule männliche Mitbewohner und überholte Rollenklischees, aber auch an superkurze Miniröcke und das wunderbare Leben ohne BH. Die Filmautorin Cathrin Leopold ist kopfüber abgetaucht in eine andere Zeit - in die Siebziger, ein Jahrzehnt des Aufbruchs und des Ausprobierens. Die Männer lassen sich die Haare lang wachsen, tragen enge bunte Hemden und Schlaghosen, die Frauen fordern ihre Männer zu mehr Hausarbeit auf und probieren neue Lebensformen ohne Bevormundung und Besitzansprüche aus. Der Drang der Jugend nach Veränderung ist groß - auch wenn den Älteren das nicht gefällt. Cathrin Leopold, selbst in den späten Siebzigern geboren, rückt mit ihren neugierigen Fragen denen zu Leibe, die die Siebziger als Erwachsene erlebt haben und - fernab der großen Politik - aus ihrem ganz persönlichen Alltag plaudern. Der Essener Polizist Uwe Klein nimmt Cathrin Leopold mit auf Streife und erzählt ihr von so merkwürdigen Dingen wie dem 'Haar- und Barterlass', mit dem die Polizeidirektion auf ihn und seine jungen, langhaarigen Beamtenkollegen reagierten. Die Haare mussten ab, sonst befürchteten seine Chefs eine Verwechselung mit 'Sozialrevolutionären'. Die Verkäuferin Monika Keultjes aus Duisburg lässt Cathrin Leopold Gemüse schnippeln - für das Leibgericht ihrer Kinder. Das mussten sich diese in den siebziger Jahren mittags selbst aufwärmen. Denn Monika Keultjes wollte unbedingt arbeiten gehen und setzte das gegen den Willen ihres Mannes durch - zur Aufbesserung der Haushaltskasse und um ein bisschen unabhängiger zu sein. Kreuz und quer reist Cathrin Leopold durch Nordrhein-Westfalen und begegnet überall Menschen, die damals die Welt ein Stück verändern wollten, um ihre Träume zu leben. In Kalkar am Niederrhein trifft sie auf Bruno Schmitz, Atomkraftgegner der ersten Stunde.

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