
Konrad Adenauer - Der Patriarch vom Rhein
Kaum einen Namen verbindet man so sehr mit dem Begriff 'Westen' wie den von Konrad Adenauer. Er war nicht nur der große Kanzler, der mit seinem Leitsatz der Westintegration die politische Richtung der neu geschaffenen Bundesrepublik vorgab. Er setzte sich auch vor dem Krieg als Kölner Oberbürgermeister gegenüber dem zentralistischen Preußen stets für eine Stärkung des Westens ein, insbesondere des Rheinlandes.
Geboren wurde Adenauer am 5. Januar 1876 in Köln. Dort wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf und musste sich bis zu seiner Jugend das Bett mit seinem Bruder teilen. Durch die Heirat in eine der bedeutendsten Familien seiner Heimatstadt bekam er Anfang des letzten Jahrhunderts Zugang zu den höheren Kreisen und nutzt diesen für eine rasante Karriere in der Stadtverwaltung.
1917 begann seine Laufbahn als jüngster und gleichzeitig bestbezahlter Oberbürgermeister des ganzen deutschen Reiches. Durch seine ehrgeizigen Projekte machte er Köln in kurzer Zeit von einer Provinzstadt zur bedeutenden Metropole. Erst als er wagte, den Nazis die Stirn zu bieten, war seine Karriere zu Ende. Adenauer musste fliehen, mehrfach den Wohnort wechseln und baute sich schließlich in Rhöndorf einen goldenen Käfig. Hier stand er unter ständiger Beobachtung. Obwohl Adenauer sich ruhig verhielt und kein Widerstandskämpfer war, wurde er 1944 verhaftet. Adenauer stand schon auf der Liste für das KZ Buchenwald, da rettet ihn ausgerechnet einer seiner kommunistischen Gegner aus der Stadtverwaltung. Nachdem ihm die Amerikaner wieder zum Oberbürgermeister in einem zerstörten Köln gemacht haben, sah es zunächst danach aus, als würde sein Leben nach der Diktatur dort anknüpfen, wo es 1933 aufgehört hat. Als jedoch die Briten die Stadt übernehmen, entließen sie ihn nach nur kurzer Zeit aus dem Amt.
Adenauer orientierte sich neu und begann sein zweites Leben, das ihn zum CDU-Vorsitzenden und 1949 - mit 73 Jahren - zum Bundeskanzler machen sollte.
Erst 14 Jahre später trat er nach drei Wiederwahlen von seinem Amt zurück, kurz nachdem er und de Gaulle in Paris den Vertrag über deutsch-französische Zusammenarbeit unterzeichnet hatten. 1966 gab er zudem den Bundesvorsitz der CDU auf.
Adenauers Lebensmitte reduzierte sich - abgesehen von vielen Auslandsreisen - auf die Achse Köln-Bonn-Rhöndorf. In Köln wohnten seine Kinder, in Bonn ging er zur Arbeit, in Rhöndorf schnitt er seine Rosen. Nicht von ungefähr fuhr im April 1967 auch der Sarg mit seinem Leichnam diese Strecke - in einem großen Konvoi auf dem Rhein.
Die fünf Millionen Mark teure Beerdigung ist bis heute in ihren Dimensionen nie wieder erreicht worden und orientierte sich damals an dem Beerdigungsakt für Winston Churchill.
Politisch hat sich Adenauer stets an den großen Westen gebunden. Dem siebenfachen Familienvater war der kleine Westen geliebte Heimat. Beides zusammen macht ihn zu einem der Besten aus dem Westen, was Autor Lothar Schröder in seinem Porträt anhand umfangreichen Archivmaterials und Interviews mit Zeitzeugen wie Adenauers Sekretärin Hannelore Siegel und dem jüngsten Sohn Georg aufschlussreich dokumentiert.