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Knives Out - Mord ist Familiensache
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Der distinguierte Harlan Thrombey (Christopher Plummer) begeht seinen 85. Geburtstag, und seine ganze Familie ist da. Nicht etwa, dass der Patriarch sonderlich beliebt wäre, doch hat er es als Krimi-Autor zu Reichtum und einem Herrschaftshaus gebracht. Wie aus einem seiner Romanerfolge gestaltet sich der Morgen danach: Der alte Gentleman liegt tot in einer Blutlache, und einer der allesamt noch anwesenden Gäste muss der Täter gewesen sein.
«Meine Anwesenheit wird rein dekorativer Natur sein», behauptet zwar Benoit Blanc (Daniel Craig), doch ist dies ein groteskes Understatement: Der Südstaaten-Dandy ist schliesslich Meisterdetektiv und weist in dieser Funktion den beiden gerufenen Polizisten den Weg. Der Tatort deutet auf einen Selbstmord hin, doch sämtliche der Gäste hätten ein Motiv: Thrombey hat seinen Sohn Walt (Michael Shannon) im Verlag entmachtet, seine Tochter Joni (Toni Collette) beim Betrug ertappt und seinen Enkel (Chris Evans) enterbt. Doch auch die Pflegerin des Ermordeten weiss mehr über die Tatnacht, als sie zugibt. Und wer hat eigentlich den Meisterdetektiv anonym mit einem Geldcouvert gerufen und bezahlt?
«Knives Out», zu Deutsch ungefähr «gewetzte Messer», ist herrlich altmodisch, indem der Film die güldene Zeit der Meisterdetektive Hercule Poirot, Sherlock Holmes etc. aufleben lässt und wie in den Krimiklassikern wie «Mord im Orientexpress» eine verschwenderisch prominente Besetzung versammelt. Der Film ist zugleich aber in der Art topmodern, in welcher der Film mit den Konventionen des Genres spielt, Erwartungen unterläuft und beispielsweise die Identität des Mörders noch in der ersten Filmhälfte preisgibt - um dann ein nur noch wilderes Durcheinander an überraschenden Wendungen zu veranstalten.
Mit «Brick» hat der Regisseur und Drehbuchautor von «Knives Out» einst sein Spielfilmdebüt gegeben - einem Film-noir-Krimi an einer High-School. Nach Ausflügen ins fantastische Genre mit Filmen wie «Looper» und «Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi» kehrte Rian Johnson ins Detektivgenre zurück und beweist, dass er die Trick und Kniffe des Hollywoodkinos beherrscht. Mit seinem so humorvollen wie vertrackten Krimi hatte der 1973 geborene Amerikaner dermassen grossen Erfolg, dass Netflix ihm für zwei Fortsetzungen sagenhafte 450 Millionen Dollar für zwei Fortsetzungen zur Verfügung gestellt hat. Der erste davon, «Glass Onion», ist seit Ende 2022 beim Streamingdienst verfügbar.