
Kleiner Ort mit großen Tönen
Wenn die sechzehneinhalb Männer die Tuba oder die Posaune ansetzen, ihre Trompetenventile vibrieren lassen, in die Akkordeontasten greifen und auf die Pauke hauen, dann ist Stimmung in Pölsfeld. 'Pölsfelder Lausbuben' nennen sich die Blasmusikanten, die im kleinen Ort mitten im Mansfelder Land eine lange Tradition bewahren. Bergmannskapellen gab es hier schon vor gut 100 Jahren. Die Pölsfelder Musikanten haben sich vor 25 Jahren spontan wieder zusammengefunden - manch einer musste erst seine Trompete vom Dachboden holen oder das Tenorhorn entstauben. Bis auf den 13-jährigen David sind alle 'Lausbuben' gestandene Männer. Dieter Karnstedt, der langjährige Bürgermeister von Pölsfeld, ist von Anfang an mit dabei. Detlef Borchert, ein studierter Musiker, achtet auf das musikalische Niveau der Truppe. Elektriker Bernd Hiltmann konnte sogar seine beiden Söhne für die Blasmusik begeistern. Die anderen verdienen als Tischler, Dachdecker, Busfahrer, Schlosser, Lehrausbilder und Landwirt ihre Brötchen. Gerade packen sie wieder ihre Instrumente in den Minibus, um beim 1025-jährigen Ortsjubiläum in Berga für Stimmung zu sorgen. Spätestens beim dritten Titel werden die Ersten mitsingen und später wird die Tanzfläche gut gefüllt sein. In Pölsfeld ist ein Ständchen der 'Lausbuben' zu runden Geburtstagen oder zu Hochzeiten ganz selbstverständlich. Und wenn am Sonntagabend keine Blasmusik aus der alten Schule schallt, dann machen sich die Pölsfelder schon Gedanken: 'Warum proben unsere Musiker nicht?' (MDR S-Anhalt 01.09.