Klassik und Kalter Krieg

Klassik und Kalter Krieg

Nach der Staatsgründung der DDR übernimmt die Einheitspartei SED die kulturpolitische Leitung. Dem abschreckenden Bild des amerikanisierten, konsumverweichlichten Westkapitalisten setzt sie das Ideal des kulturbeflissenen Werktätigen entgegen. Neben dem Sport wird die Klassische Musik das Aushängeschild der DDR. Die Klassische Musik wird wie alle Kunstbereiche vom Regime für ideologische Zwecke instrumentalisiert und manche Protagonisten genießen - sofern sie talentiert und dem Staatssicherheitsdienst nicht verdächtig sind - teils überaus große Privilegien. Aus der heiklen Beziehung zwischen Kunst und Diktatur entsteht ein musikalisches Biotop, in dem auch absolutes 'Weltniveau' gedeiht. Das klassische musikalische Erbe ist nicht nur für die Bürger in der DDR ein Lichtblick im Alltagsleben. 'Exportschlager' wie die Staatskapelle Dresden, der Kreuz- und der Thomanerchor, renommierte Künstler wie Walter Felsenstein, Theo Adam und Ludwig Güttler sowie Künstleragenturen und Schallplattenfirmen hüben wie drüben sorgen für klingelnde Kassen und einen regen Grenzverkehr, selbst in Zeiten des Kalten Krieges. Der Film von Thomas Zintl und Barbara Wunderlich beleuchtet erstmalig den Stellenwert der klassischen Musik im politischen System der DDR und das in diesem Milieu entstandene Musikleben. Zeitzeugen wie Kurt Masur, Peter Schreier und Helmut Schmidt berichten von skurrilen und berührenden Erlebnissen und zeichnen damit ein lebendiges Bild jener Zeit. So wird deutlich, wie der klassischen Musik das gelang, woran andere meist scheiterten: die Überwindung der Grenzen zwischen Ost und West.

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