Klassik am Odeonsplatz 2024
Die Feldherrnhalle wird für 8.000 Fans bei "Klassik am Odeonsplatz" zur Opernbühne, wenn Sir Simon Rattle mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seiner Wagner-Leidenschaft frönt. Im ersten Konzertteil präsentiert Rattle Highlights aus dem populärsten Teil der Ring-Tetralogie, der "Walküre", die einen klassischen Vater-Tochter-Konflikt zum Inhalt hat. Mit dem bekanntesten Wagner-Hit, dem Walkürenritt, sorgt Rattle gleich zu Beginn für ausgelassene Stimmung unter freiem Himmel. Um dann direkt die herzerweichende Schluss-Szene folgen zu lassen - da übermannt den Göttervater Wotan das Mitleid mit seiner rebellischen Lieblingstochter Brünnhilde, sodass er die von ihm verhängte Strafe der Menschwerdung durch einen Feuerwall abmildert: Nur ein furchtloser Held wird sie erobern! Anja Kampe und Michael Volle zählen sicher zu den derzeit überzeugendsten Darstellern dieser beiden Rollen.
Mit der sommerlichen zweiten Symphonie des Wagner-Antipoden Johannes Brahms sorgt Rattle nach der Pause für Kontrast. In typischer Selbstironie schrieb Brahms 1877 an seinen Verleger: "Die neue Symphonie ist so melancholisch, dass Sie es nicht aushalten. (…) Die Partitur muss mit Trauerrand erscheinen." Genau das Gegenteil ist der Fall: Die idyllische D-Dur-Symphonie ist mit ihrer liedhaften Melodik die lieblichste und freundlichste der vier Symphonien von Brahms.