Kitsch, Kommerz und Kunst

Kitsch, Kommerz und Kunst

Art Modeste: Kunst und Bescheidenheit - wie passt das zusammen? Den Begriff schuf der Maler, Bildhauer und Sammler Hervé Di Rosa, der in seiner südfranzösischen Heimatstadt Sète im Jahr 2000 das Musée International des Arts Modestes - MIAM, Internationales Museum für Art Modeste - gründete. Unter dem Etikett der Art Modeste kann man wie unter dem Begriff der Art Brut oder der Arte Povera vieles zusammenfassen: 'Kunst ist da, wo man sie am wenigsten erwartet'. Ganz nach diesem Motto Jean Dubuffets bedient sich auch die Art Modeste schlicht an allen möglichen Alltagsgegenständen oder an zufälligen Fundstücken aus der Natur. Von Gartenzwergen, Votivtafeln bis hin zu Wetterfahnen - alles ist in dieser Kunstrichtung erlaubt, selbst das, was weggeworfen wurde. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Betrachter, der den Kunstgegenstand erst zu etwas Besonderem macht, etwas, das sich von gewöhnlichen Alltagsdingen unterscheidet. Die Art Modeste grenzt sich auch ganz bewusst von der modernen Konsumgesellschaft ab. Sie ist bescheiden, was ihren materiellen und intellektuellen Anspruch angeht. Die Dokumentation zeigt anhand mehrerer zeitgenössischer Künstler verschiedenste Art-Modeste-Praktiken. Dabei werden religiöse Malereien mit Szenen aus Wrestlingshows und Stierkämpfen vereint, weiße Museumswände mit bunten Plastikmasken von Zeichentrickfiguren beklebt, Plastikschläuche zu Didgeridoos umfunktioniert und in einer dem Mutterbauch nachempfundenen Höhle allerlei historische Fundstücke über- und nebeneinander drapiert. Die völlig unterschiedliche Herangehensweise der Künstler lässt erahnen: Art Modeste kann man nicht klassifizieren. Und sie entzieht sich jeglichen rationalen Zugangs durch den Betrachter. Der Dokumentarfilmer Stéphane Sinde hat jene häufig anonym gebliebenen Abenteurer der unauffälligen Alltagskunst aufgesucht, die die tonangebenden ästhetischen Codes sprengen und die belanglosesten Gegenstände in Kunstwerke verwandeln.

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