KinoFestival im Ersten: Ondine - Das Mädchen aus dem Meer
Syracuse (Colin Farrell), von allen nur 'Circus' genannt, lebt als Fischer in einem kleinen Ort an der irischen Küste. Früher war er ein haltloser Trinker, heute aber arbeitet er hart, um seine kranke, bei der Mutter (Dervla Kirwan) lebende Tochter Annie (Alison Barry) finanziell zu unterstützen. Sein einfaches, aber zufriedenes Leben gerät durcheinander, als er eines Tages eine bewusstlose junge Frau aus dem Wasser fischt: Die verwirrt und hilflos wirkende Ondine (Alicja Bachleda) scheint weder zu wissen, wie sie in seinem Netz gelandet ist, noch will sie ihm sagen, woher sie kommt. Vom ersten Moment an übt sie eine seltsame Faszination auf Syracuse aus. Da sie jedoch trotz ihres Zustandes nicht ins Krankenhaus will und auch sonst von keinem anderen Menschen gesehen werden möchte, versteckt der Fischer sie kurzerhand im Haus seiner verstorbenen Mutter. Die Einzige, der er in Andeutungen von dem 'Fang' erzählt, ist Annie. Das aufgeweckte Mädchen, wegen eines schweren Nierenleidens auf einen Rollstuhl angewiesen, durchschaut das Spiel und ist fest überzeugt, dass es sich bei Ondine um einen Selkie handeln muss: ein mythisches Robbenwesen, das sein Fell ablegen und Menschengestalt annehmen kann. Tatsächlich scheint Ondine ihrem Retter auf magische Weise Glück zu bringen. Auf einmal gehen ihm wertvolle Hummer und Lachse ins Netz. Je mehr Zeit der Fischer mit der geheimnisvollen Frau verbringt, desto stärker werden seine Gefühle für sie. Auch Annie schließt Ondine tief ins Herz. Die beiden ahnen nicht, dass es für deren mysteriöse Menschenscheu einen anderen Grund gibt, der nicht nur sie selbst, sondern auch Syracuse und Annie in höchste Gefahr bringen könnte. Neil Jordan hat sich mit Filmen wie 'Interview mit einem Vampir', 'The Crying Game' und 'Das Ende einer Affäre' einen Namen als einer der besten Regisseure Irlands gemacht. Wie in vielen seiner Werke verbindet er auch in 'Ondine - Das Mädchen aus dem Meer' märchenhafte Motive mit einer realistischen Rahmengeschichte - und erschafft damit ein Filmerlebnis von ganz eigener Poesie.