
Kindersklaven
Der 10 jährige Junge sitzt auf dem Boden eines schmutzigen Kellers und stickt Perlen auf Stoff, 14 Stunden am Tag. 'Los jetzt, arbeite weiter!', blafft ihn sein Aufseher an. Der Junge duckt sich und macht weiter. Die Chancen, dass der Zehnjährige seine Eltern jemals wiedersieht, sind gering; er ist Hunderte von Kilometern von ihnen entfernt und wurde von ihnen für umgerechnet 20 Euro verkauft als Kindersklave. Wenn Eltern nicht 'freiwillig' verkaufen, werden Kinder sogar entführt. Der kleine Junge heißt Sumit und produziert im indischen Neu Delhi Souvenirs, die dann in Deutschland verkauft werden. Das Geschäft mit Kindersklaven läuft erstklassig. Getarnt als interessierte Käufer für verschiedene Produkte und ausgerüstet mit versteckten Kameras dringen die beiden Reporter Rebecca Gudisch und Tilo Gummel in dieses System der Kindersklaverei ein und spüren Kinder, Eltern, Schlepper, Firmenchefs auf gemeinsam mit denen, die die Kinder befreien wollen. Dem Filmteam gelingen dabei seltene Aufnahmen, zum Beispiel, als einige Kinder ihre Eltern nach Jahren der Sklavenarbeit zum ersten Mal wiedersehen. Ein verwirrendes Netz aus Zwischen und Unterhändlern macht es oft schwer nachzuweisen, wo die von Kindern produzierten Waren letztendlich landen. Doch jetzt gelingt der Nachweis bei verschiedenen Produkten, z.B. bei indischen Pflastersteinen. Sie sind mittlerweile der Renner bei den deutschen Steinhändlern und kosten nur rund die Hälfte eines deutschen Steins. Nur solche billigen Steine haben bei öffentlichen Ausschreibungen inzwischen überhaupt noch eine Chance. Viele deutsche Firmen behaupten: Ihre Steine seien 'kinderarbeitsfrei'. Doch gerade Pflastersteine werden von Kindern geschlagen. Also wird getrickst: Ein deutscher Steinhändler wirbt zum Beispiel mit einem UNESCO Zertifikat, das angeblich kinderarbeitsfreie Ware garantiert. Wieder als Großhändler aus Deutschland getarnt, findet das Reporterteam jedoch genau in den Steinbrüchen dieser Firma Kinder, die dort Pflastersteine schlagen.