Keine Sorge, mir geht es gut

Keine Sorge, mir geht es gut

Rose macht mitten im Kreisverkehr kehrt, weil sie ihre Ausfahrt verpasst hat. Rose schenkt ihrer Tochter ein Parfüm - das dritte in diesem Monat. Rose will sich verlieben, aber sie weiß nicht mehr, wie man ins Internet geht. Rose gibt einer Kellnerin zwanzig Euro Trinkgeld. Rose vergisst, sich die Haare zu waschen. Rose findet keine Bridgepartner mehr. Rose schreibt die Geheimnummer ihrer Kreditkarte auf das Kartenetui. Rose findet, ihre Töchter machen sich zu viele Sorgen. Rose wird immer seltener eingeladen. Rose isst Delikatessen mit abgelaufenem Verfallsdatum. Rose will auf keinen Fall verrückt werden. Rose hat vergessen, an welcher Krankheit sie leidet. Rose will, dass man sie in Ruhe lässt - sie kommt schon alleine klar. Eigentlich ist Rose ganz gut in Form. Doch was bleibt ihr noch vom Leben? Vor einigen Monaten begann die Regisseurin Julie Talon ihre alzheimerkranke Großmutter zu filmen. Mit der Kamera verfolgt sie die ersten Vergesslichkeiten und zunehmenden Orientierungsverluste bis hin zu dem Augenblick, wo alles aus den Fugen gerät und die Rolle der geliebten Mutter und Großmutter, die stets mit Kraft und Stärke über ihr Frauenvölkchen herrschte, plötzlich neu definiert werden muss. Diskret und zärtlich zeigt sie die tragikomischen Aspekte der Krankheit und macht Rose zu einer wunderbaren, starken und würdevollen Figur - die ihre Krankheit absolut nicht wahrhaben will. Die Dokumentation behandelt ein Thema, das nicht nur die moderne Gesellschaft, sondern zusehends auch das Gesundheitssystem belastet und eine immer größere Bevölkerungsgruppe direkt betrifft. Einfühlsam zeigt die Filmemacherin, wie die Identität der Kranken langsam zerfällt, wie sich ihre Rolle innerhalb der Familie wandelt und wie diese mit den Veränderungen umgeht.

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