Kalaschnikow und Doppelkorn

Kalaschnikow und Doppelkorn

Im Mai 1946 wird in Potsdam-Babelsberg die Deutsche Film AG gegründet. Die DEFA erhält von der sowjetischen Besatzungsmacht die Lizenz für die 'Herstellung von Filmen aller Kategorien' und ist fortan im Kinogeschäft Monopolist auf ostdeutschem Boden. Mit ihren zeitweise über 2200 festangestellten Mitarbeitern produzierte die DEFA in den viereinhalb Jahrzehnten ihres Bestehens mehr als 700 Kino - und über 500 Fernsehfilme.

In den Filmen spiegelt sich die widersprüchliche Geschichte der DDR und damit das Auf und Ab politischer Einflussnahme und bürokratischer Gängelung ebenso, wie der allgemeine Wandel von Moral-, Rollen - und Wertevorstellungen. In seiner zweiteiligen Dokumentation zum 70. Geburtstag des DDR-Filmstudios zeigt der MDR, wie sich das Helden - bzw. Heldinnen-Bild im DEFA-Film unter den wechselnden politischen Bedingungen veränderte.

Nach dem verlorenen Krieg und den Jahren der NS-Herrschaft ist der Vorrat an unbefleckten Helden in Deutschland begrenzt und das Vertrauen in den politischen Instinkt des vermeintlich starken Geschlechts angeknackst. So wundert es nicht, dass der Mann in den frühen DEFA-Filmen gebrochen oder orientierungslos durchs Leben schleicht. Eine leichte Beute für den Klassenfeind, wäre da nicht die kluge und schöne DDR-Frau. Ihre Liebe beschert dem Helden ein ideologisches Erweckungserlebnis, sie bekehrt ihm zum aktiven Leben in der vermeintlich besseren Hälfte Deutschlands. So wie in Kurt Maetzigs Film 'Roman einer jungen Ehe' oder Frank Beyers 'Spur der Steine'. Am Ende ist der ehemals wankelmütige Held ein strahlender Bestarbeiter, der seine Kollegen beim Kampf um die freiwillige Planübererfüllung mitreißt.

Tatsächlich gehören nicht nur Fahnen, Maurerkellen und MPs zu den Babelsberger Standartrequisiten, sondern auch Schnaps und Bier. Getrunken wurde im DEFA-Film schon immer, doch je länger die DDR besteht, desto mehr wird aus dem proletarischen Gleitmittel Alkohol eine Droge, mit deren Hilfe der Mann der tristen Wirklichkeit zu entfliehen versucht. Der Held im späten DEFA-Film ist zumeist eine tragische von Selbstzweifeln zerfressene Figur, die weder mit sich, noch mit der in die Agonie verfallenen DDR oder gar mit den selbstbewussten Frauen zurecht kommt. Schwache Männer wohin man schaut, egal ob in Hermann Zschoches 'Glück im Hinterhaus' oder Heiner Carows 'Bis das der Tod euch scheidet'.

'Viele bekannte Schauspieler, Regisseure und Kritiker kommen zu Wort und schildern ihre Sicht auf die DEFA, ihre Filme und ihre Rollen. So u.a Winfried Glatzeder, Jaecki Schwarz und Herrmann Zschoche.

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