Kadyrow, der Schreckliche

Kadyrow, der Schreckliche

Ramsan Kadyrow, auf Wladimir Putins Vorschlag vom tschetschenischen Parlament zum Präsidenten gewählt, ist seit zwölf Jahren der "Conducator" von Tschetschenien, einer autonomen Teilrepublik in Russland mit 1,3 Millionen Einwohnern. 85 Prozent des tschetschenischen Staatshaushalts kommen aus Moskau, das sind 330 Millionen Euro jährlich. Im Gegenzug macht Kadyrow in Putins Namen klar Schiff: Er ist berüchtigt für sein Vorgehen gegen Islamisten, für Folter, Homophobie, aber auch für schwarze Kassen und glanzvolle VIP-Empfänge. Kadyrows wichtigste Aufgabe ist es, islamistische Bestrebungen schon an den Toren zum Russischen Reich niederzuhalten, sei es im Kaukasus oder in Zentralasien. Darüber hinaus soll er das Vaterland gegenüber separatistischen Ansprüchen verteidigen und einspringen, wenn russischsprachige Minderheiten "um Hilfe rufen", wie zuletzt im ukrainischen Donezbecken. Sogar in Syrien wurden die "Kadyrowzy", die Mitglieder seiner paramilitärischen Sicherheitstruppe, von Russland an die vorderste Front geschickt. So gewährleistet der "blutrünstige Bandit" aus Tschetschenien die Sicherheit des russischen Volkes. Mit dieser neuen unzerbrechlichen russisch-tschetschenischen Freundschaft will Kadyrow die Geschichte des tschetschenischen Volkes neu schreiben. Dazu tilgt er alle Kapitel, in denen Tschetschenen und Russen aneinandergerieten, radikal aus den Geschichtsbüchern - also quasi die ganze tschetschenische Geschichte, denn die ist die eines Volkes permanenter Rebellen. Die beiden Tschetschenienkriege hatten ein orientierungsloses Volk zurückgelassen. Mit dem aufgezwungenen russischen Frieden fürchteten viele Tschetschenen, sie dürften keine Muslime mehr sein. Doch Kadyrow beruhigte sie mit den Worten, der Kaukasus sei doch von jeher muslimisch gewesen. Für Kadyrow ist der Westen im Untergang begriffen und von einem islamistischen Terrorismus verseucht, den er gewiss im Alleingang niederstrecken könne. So kämpft er mit aller Kraft für die Re-Islamisierung der tschetschenischen Gesellschaft.

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