John Mulholland
Seit jeher haftet der Magie etwas Geheimnisvoll-Dunkles an: Manipulation, Gedankenlesen und Hypnose stehen an der Schwelle zum Abgründigen, manchmal zum Kriminellen. Denn was würde passieren, wenn man dieses Wissen in den Dienst einer dunklen Macht stellt?
Die Dokumentation "John Mulholland - Zauberer im Kalten Krieg" folgt den Spuren des rätselhaften, amerikanischen Star-Magiers John Mulholland, der in den 1950er Jahren seine Tricks an den US-amerikanischen Geheimdienst verkauft hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Welt in rasantem Wandel. Der Kalte Krieg zwischen den USA und den sowjetischen Mächten erreicht einen seiner Höhepunkte. Neben der beständigen Angst vor einem Atomkrieg fühlt sich die amerikanische Regierung in den frühen Jahren des Kalten Krieges einer steten existentiellen Bedrohung ausgesetzt: Sie sieht sich einem Feind gegenüber, der keine Skrupel zu kennen scheint, seine Gegner zu manipulieren. Angst geht um. Man glaubt, dass die Sowjets sogar in der Lage sind amerikanische Soldaten "umzudrehen" - durch Hypnose, Drogen oder mit Hilfe obskurer parapsychologischer Phänomene. Der 1947 gegründete amerikanische Geheimdienst CIA hegt den Verdacht, dass die sowjetischen Mächte über solche Möglichkeiten der Bewusstseinskontrolle verfügen - und dieses Wissen wollen die Amerikaner auch besitzen. "Brainwashing" ist das neue Schlagwort. Die CIA holt sich Rat von verschiedenen Experten. Und so wendet sich die Agency auch an den New Yorker Zauberkünstler John Mulholland (1898-1970). Er gilt zu jener Zeit mit seinen weltweiten Auftritten als einer der angesehensten Zauberkünstler der Welt. Er bringt die Kunst der Zauberei auf ein neues, intellektuelles Niveau, indem er als Erster umfassende Bücher für angehende Magier schreibt, eine Zeitschrift verlegt und Schriften seiner Kollegen archiviert. Die CIA bittet ihn, Prinzipien der Zauberkunst zusammen zu fassen, die man auf das Handwerk von Agenten übertragen kann.
Unter dem Arbeitstitel "The Secret Book of Secrets" entsteht ein kleines Handbuch, das auf den ersten Blick keinesfalls den Verdacht erweckt, eine Anleitung zum Töten zu sein. Nur für den internen Gebrauch der CIA bestimmt, zeigt es aber ganz konkret auf, wie flüssige, feste oder gasförmige Substanzen unwissenden Personen zugeführt werden können.
Zeit seines Lebens bleibt Mulhollands Arbeit für die CIA geheim. Sein Fall wirft viele Fragen auf.
Die Dokumentation lässt tief in die Kunst der Täuschung blicken - und in eine Zeit, in der Amerika im Aufbruch war: Die 1950er Jahre. Auf der einen Seite steht der Kalte Krieg und die "sowjetische Bedrohung". Auf der anderen der amerikanische Traum. Bis heute ein faszinierendes Stück Geschichte.