John Berger oder Die Kunst des Sehens

John Berger oder Die Kunst des Sehens

Im Garten seines Pariser Domizils spricht Berger, der seit Jahren keine Interviews mehr gibt, mit seiner Tochter, der Filmkritikerin Katya Berger über Motorräder und Rembrandt, Caravaggio und Rebellion. Seinem deutschen Übersetzer Hans Jürgen Balmes erläutert er gelassen seine Vision der Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Von seinem Sohn Yves Berger, einem Maler, erfährt der Zuschauer, warum sein Vater seine Karriere als Fernsehstar bei der BBC in den 60er Jahren aufgegeben und über Jahrzehnte in einem 80-Seelendorf in den französischen Alpen gelebt hat, um dort unter anderem über das verschwindende Leben der Bergbauern zu schreiben.
Wie kaum jemand äußert Berger sich in seinen Texten ungewöhnlich polyphon: in Betrachtungen zum Film, zur Fotografie, zur Malerei, in Gedichten, Romanen, Kurzgeschichten oder Künstler-Porträts ebenso wie in politischen Essays, und den seinerzeit bahnbrechenden BBC-Lectures: "Ways of seeing". Sein außergewöhnliches Interesse am Dialog hat über die Jahrzehnte zu künstlerische Tandems mit den unterschiedlichsten Weggefährten geführt, mit denen er "seine Augen teilt" und gemeinsam nachdenkt, schreibt, veröffentlicht.
So unter anderem mit dem britischen Theaterregisseur und Schauspieler Simon McBurney, der Bergers Texten auf die Bühne gebracht hat; oder mit dem Schweizer Fotografen Jean Mohr, mit dem Berger eine ganz neue Art der politischen Text-Bild-Erzählung erfunden hat. Selbst eine graue Star-Operation veranlasst Berger zu einer Reflexion über die Erfahrung der Widergeburt des Sehens. Die teilt er mit dem türkischen Cartoonisten-Freund Selçuk Demirel in dem gemeinsamen Buch: "Cataract".
Sie alle kommen in der Dokumentation zu Wort und lassen den Zuschauer teilhaben an dem Vergnügen, durch Bergers Linse zu blicken. Er selbst begleitet in seiner Lieblings-Rolle des Storytellers mit teilweise noch unveröffentlichten Texten durch den Film.

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