Trivia zu Jan Hus

Zankapfel

Um Jan Hus streitet sich die katholische Kirche bis heute mit sich selbst. Mitte der 90er Jahre wurde eine Rehabilitierung des als Ketzer verbrannten Reformators diskutiert, Johannes Paul II. erklärte öffentlich sein Bedauern über die Vorgänge. Erfolgt ist die Rehabilitierung bis heute nicht. Wie sehr Hus der katholischen Kirche noch im 20. Jahrhundert ein Dorn im Auge war, wurde 1925 deutlich. Die damalige Tschechoslowakei machte den Jahrestag von Hus' Verbrennung, den 6. Juli, zum Staatsfeiertag, woraufhin der Heilige Stuhl den diplomatischen Kontakt abbrach. Die Eiszeit dauerte immerhin drei Jahre.

Ketzerei?

Hus' Lehre ähnelt in mancherlei Hinsicht der späterer Reformatoren wie Luther, Calvin und Zwingli: Auch er stellte die Bibel beispielsweise über die Traditionen der Kirche und bezeichnete sie als in sich "ganz wahr" und hatte größte Zweifel an der Allwissenheit und Allmacht der Päpste. Beim Abendmahl blieb er der katholischen Sichtweise allerdings treu, wonach Brot und Wein tatsächlich zu Christi Leib und Blut werden, anstatt - wie bei Luther - nur für Christi Präsenz zu stehen oder reine Symbolik zu sein (Calvin, Zwingli).

Tod

Jan Hus wurde zwar als Ketzer verbrannt, die eigentliche Hinrichtung erfolgte aber nicht etwa durch die Kirche, sondern durch das Heilige Reich, das in ihrem Auftrag handelte. Faszinierenderweise fällt Hus' Hinrichtung ausgerechnet in ein kirchliches Interregnum: Der alte Papst hatte gerade abgedankt, sein Gegenpapst war abgesetzt worden.