
Irinas Traum
Brighton Beach, ein Vorort von New York an der Atlantikküste: Thomas Roth zeigt eine ganz andere, zutiefst russische und deshalb auch etwas melancholische Welt fernab vom glitzernden Manhattan.
Im Volksmund heißt der Ort "Little Odessa", wie die berühmte ukrainische Stadt am Schwarzen Meer. Irina gründete am Strand von New York eine russische Ballettschule, die inzwischen 500 Schülerinnen und Schüler hat. Sie ist die Direktorin. Eine Erfolgsgeschichte.
Irinas Traum war es immer, schon als Kind: Direktorin einer Ballettschule zu sein. Doch die Verhältnisse waren nicht so. Das war noch zu Zeiten der Sowjetunion, zu der Irinas Geburtsstadt Lwow in der Ukraine gehörte. Damals, in den 1970er Jahren. Doch Irina schaffte es, nach Amerika auszuwandern und ihren Traum wahr zu machen. Es war alles andere als einfach.
In Brighton Beach ist nicht Englisch, sondern Russisch die erste Sprache, denn hier kamen über viele Jahre Auswanderer aus der Sowjetunion an. Und zwar aus allen Staaten der Sowjetunion, nicht nur aus der Ukraine. Genauso wie Tatjana, die das markanteste russische Restaurant an der Strandpromenade aufgemacht hat. Wenn die russischsprachige Bevölkerung mal was Wichtiges feiern will und es ein bisschen mehr kosten darf, dann geht's in "Tatjanas Restaurant".
Jessica ist 13 Jahre alt, die Eltern kommen aus Georgien. Jessica ist ein großes Talent an Irinas Ballettschule, und sie will Primaballerina werden. Anna Khazanova hat einen anderen Traum: Sie will es bis zum "Supermodel" bringen. Die ersten Fotoshootings hat sie schon hinter sich. Um diejenigen in Brighton Beach, die auf der Strecke bleiben, kümmert sich Vadim, der russisch-orthodoxe Priester.
Beide Welten in Brighton Beach, die amerikanische und die russische, liegen nur eine kurze U-Bahnstunde von Manhattan entfernt. Und doch wirkt es fast schon wie ein anderer Planet.