Indien - Gewalt im Lande Gandhis

Indien - Gewalt im Lande Gandhis

DokumentationDeutschland  

Am 16. Dezember 2012 wird eine 23-jährige Studentin in Neu Delhi von sechs Männern in einem fahrenden Bus vergewaltigt und brutal gefoltert. Zwei Wochen später erliegt sie im Krankenhaus ihren schweren inneren Verletzungen. Es ist wie ein Weckruf, denn diesmal ist das Opfer eine Frau aus der Mittelschicht, und es passierte mitten in der zivilisierten Hauptstadt des Landes, in Neu Delhi. Doch die Studentin aus Delhi ist eine von zwei Millionen Mädchen und Frauen, die jährlich in Indien umgebracht werden. Woher kommt diese unermessliche Gewalt im Lande Gandhis?

Einerseits kann die Gewalt gegen Frauen in Indien letztlich als Ausdruck der in vielen Bereichen der Gesellschaft vorherrschenden Gewalt begriffen werden. Letztlich strukturiert Gewalt ganze Bereiche der indischen Gesellschaft. Man denke nur an das Kastenwesen, die Indifferenz gegenüber den Armen, die Selbstverständlichkeit der Kinderarbeit, die Gewalt gegen religiöse Minderheiten oder das brachiale Vorgehen von Armee und Polizei bei Protesten, obwohl die Verfassung den Bürgern das Recht dazu garantiert.

Andererseits - und das ist das Frappierende und nahezu Unfassbare in Indien - handelt es sich um ein Land mit einer äußerst lebendigen und aktiven Zivilgesellschaft, mit einer gebildeten intellektuellen Elite und mit einer kaum überschaubaren Vielfalt von Kulturen, Sprachen, Glaubensbekenntnissen und Ethnien, die dennoch irgendwie zusammenleben. Diesem Widerspruch geht die Dokumentation nach.

Nicht nur die Rechte der Frauen und Armen werden in Indien mit Füßen getreten. Auch die größte Minderheit im Lande, die 180 Millionen indischen Muslime (von 1,2 Milliarden Indern), leidet unter der Diskriminierung durch den wachsenden Hindu-Nationalismus. Und es kommt immer wieder zu sogenannten Gewaltexzessen, die eigentlich nur als Pogrome zu bezeichnen sind. Der im Mai 2014 gewählte Premierminister Narendra Modi, Hoffnungsträger inländischer und ausländischer Investoren, ist politisch in der Hindu-Nationalistischen Bewegung groß geworden. "Indien den Hindus" lautet die Parole, die seitdem enorm an Verbreitung und Einfluss gewonnen hat.

ARTE befragt Experten aus Politik, Wirtschaft, Religion und Juristen und spricht mit Opfern von Vergewaltigungen und Pogromen. Ein Versuch, mit deren Analysen und Erlebnissen das Phänomen der Gewalt im Lande Gandhis zu ergründen.

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