
Indian Talkies - Die letzten Wanderkinos
Die Touring Talkies genannten indischen Wanderkinos gehören seit rund 100 Jahren zum volkstümlichen Kulturerbe. Ende der 70er Jahre sollen es noch rund 1.000 gewesen sein, die durch das ganze Land gefahren wurden. Angesichts der neuen digitalen Technologien gibt es inzwischen nur noch knapp ein Dutzend Betreiber, die unermüdlich ihre alten, verkratzten Filmrollen auf kleinen, entlegenen Landstraßen und schwer zugänglichen Bergpisten transportieren. Doch im Alltag der häufig sehr isoliert lebenden Landbevölkerung stellen ihre Aufführungen nach wie vor ein großes Ereignis und eine willkommene Abwechslung dar.
Anup Jagdale erbte das Wanderkino von seinem Vater. Mit seinem alten, klapprigen und bunt bemalten Lkw fährt er sein Talkie durch den riesigen Bundesstaat Maharashtra, der zu den größten und bevölkerungsreichsten Regionen Indiens gehört. Seine Täler und Hochebenen erstrecken sich bis zu den Stränden des Arabischen Meeres.
Dank seines handwerklichen Geschicks gelingt Anup Jagdale Abend für Abend ein kleines Wunder: Aus ausgeleierten Filmrollen, einem alten weißen Tuch, einem Projektor aus den 30er Jahren und einem aus hundertfach geflickten Stoffquadraten zusammengesetzten Zirkuszelt, das auf einem Gewirr aus Bambusstangen ruht, zaubert er ein Kino.
Auf seine nächste Reise nimmt Anup Jagdale den jungen Promot aus seinem Dorf mit, der ebenfalls Filmvorführer werden möchte. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern sind die Reisetage lang; doch auch das gehört dazu.
Das "Anup Talkie" fährt von Ort zu Ort, immer auf der Suche nach neuen Zuschauern, in der Hoffnung auf neue Gesichter und leuchtende Augen. Eine Reise durch Zeit und Raum, um die Magie des Kinos aufrechtzuerhalten.