
Im Visier der Hacker - Wie gefährlich wird das Netz?
Ein brennender Unfallwagen im nächtlichen Los Angeles. Ein Mercedes als Trümmerhaufen, Ursache unklar, keine Zeugen. In den Flammen stirbt der US-Journalist Michael Hastings. Er recherchierte gerade an einer neuen Enthüllung.
Seine letzte Story hatte einen Elite-General die Militärkarriere gekostet. Der Daimler-Konzern sieht angeblich keinen Grund, der Sache nachzugehen. Doch in der ARD-Reportage über die Risiken der Welt von morgen hält es der langjährige US-Sicherheitskoordinator Richard Clarke für durchaus möglich, dass der Wagen von außen gehackt wurde.
NDR-Reporter Klaus Scherer und Filmemacher Rudolph Herzog nehmen den Fall zum Anlass, um bei Forschern, Fahndern und Technikspezialisten nachzufragen: Kann man Autos hacken? Und wenn ja, wie ist es mit Schiffen oder Flugzeugen? Im Grunde mit allem, was in der vernetzten Welt mit Außenkontakten kommuniziert vom Herzschrittmacher bis zur Industrieanlage? Die Autoren begleiten in den Universitätslabors von Seattle, Austin und Bochum Professoren und Studenten, die täglich als 'gute Hacker' Sicherheitslücken in Produkten suchen. Sei es, um die Kommunikationssysteme von Garagentoren, Autos und Flugzeugen zu überlisten oder eine Yacht vom Kurs abzubringen. Im eigenen Versuch hacken die Filmemacher eine Drohne.
Auch mit Herstellern ist das NDR-Team unterwegs. So testet es mit Ingenieuren des Audi-Konzerns ein neues Steuerungsmodell, das Autos ins Parkhaus lenken könnte.
Und es beobachtet mit Bedrohungsmanagern der Telekom, wie fremde Hacker versuchen, zu Firmengeheimnissen vorzudringen. Die meisten Konzerne, darunter der Daimler und Airbus, lehnten Drehanfragen zum Thema Sicherheit jedoch ab.
Telekom-Sicherheitschef Thomas Tschersich hält das nicht mehr für zeitgemäß und wirbt in dem Film für mehr 'digitale Nachbarschaftshilfe': 'Wenn ich weiß, wie bei meinem Nachbarn eingebrochen worden ist, dann kann auch ich meine Fenster und Türen besser sichern.' Von Cyberattacken sei inzwischen jeder betroffen, vom Mittelständler bis zum Industriebetrieb. Fachleute mahnen auch die Verbraucher zu mehr Umsicht, statt stets auf die Unverletzlichkeit von Netzen zu vertrauen. 'Fragen Sie junge Leute, was sie bei einem Stromausfall machen würden, antworten viele: Dann stecke ich eben eine Kerze an und schaue Fernsehen', bilanziert der Berliner Chef der Infrastrukturaufsicht 'KKI', Stefan Boy, im NDR-Interview.
Auch bizarre Beispiele künftiger Netznutzung hält der Film bereit: Etwa in einer Kleinstadt nahe Seattle, wo ein findiger Bankräuber mithilfe des Internets seine Verfolger narrte. Oder an der Seite junger 'Bio-Hacker', die sogar aus der Manipulation von Genmaterial ein Handwerk für jedermann machen wolle.