Im Sprechzimmer
Tag für Tag versuchen Menschen, illegal nach Europa einzuwandern. Manche von ihnen schaffen es. Der Dokumentarfilm von Alice Diop beginnt am Ende dieser gefährlichen Reise, in der Sprechstunde des Allgemeinmediziners Dr. Geeraert im Krankenhaus Avicenne n Bobigny östlich von Paris. Sie ist Teil des Bereitschaftsdienstes für die ärztliche Versorgung Bedürftiger, kurz PASS (Permanences d'Accès aux Soins de Santé). Mehrere Hundert Einrichtungen dieser Art gibt es in Frankreich. Die Frauen und Männer, die sie nutzen, haben oft einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich.
In Bobigny kümmern sich neben dem Allgemeinmediziner auch eine Psychiaterin und eine Sozialarbeiterin um die Ankömmlinge. Sie versuchen, die physischen und psychischen Wunden zu heilen, welche die schmerzlichen Erfahrungen in den Herkunftsländern, auf der Flucht und auch bei der Ankunft in Frankreich hinterlassen haben.
Der Dokumentarfilm begleitet die Sprechstunde und zeigt, wie tief diese Wunden oft sind. Es geht hier nicht nur um medizinische Fragen, sondern auch darum, dass die Ärzte ihren Patienten Respekt und Warmherzigkeit entgegenbringen. Der Dokumentarfilm stellt die Migranten in den Mittelpunkt. Hier, wo ihre Rechte endlich anerkannt werden, berichten sie von den erlittenen Qualen. Sie schauen direkt in die Kamera, nennen ihre Namen und sind dabei ergreifend menschlich, mutig und aufrecht. Aus den abstrakten Zahlen der Medienberichterstattung werden Gesichter.