Im Land der aufgehenden Sonne - Japan

Im Land der aufgehenden Sonne - Japan

Japan ist das Land der aufgehenden Sonne, das Land von Schintoismus und Zen-Buddhismus, das Land der Kirschblüten und Kimonos, der Hast, der Eile und der vielen Menschen auf wenig Raum.

Schintoismus und Zen-Buddhismus, die beiden großen Religionen Japans, treffen auf der Insel Itsukushima zusammen. Der Schinto-Schrein von Itsukushima, ein großes rotes Tor, weit vor der Insel im Wasser stehend, ist eine berühmte Sehenswürdigkeit Japans.

In alter Zeit durfte Itsukushima nicht betreten werden, denn alles an der Insel gehörte den Göttern oder war selbst Gott. So glaubten es die Anhänger des Schinto, der alten Ahnen- und Naturreligion. Um so mehr fühlten andere sich gedrängt, ihren Fuß auf die Insel zu setzen, vor allen vielleicht der buddhistische Mönch Kukai, der Itsukushima im Jahr 806 auf dem Weg von China nach Kyoto aufsuchte. Er entzündete ein Feuer auf dem Gipfel des Bergs Misen und kochte Wasser in einem großen eisernen Topf. Seither haben seine Jünger das Feuer nicht ausgehen lassen und das Wasser immer nachgegossen.

Der Name Kyoto ruft Bilder herbei von einem Japan vor der Moderne: Rotgestrichene Schinto-Tore, Kimonos, Kirschblüte, alte Tempel, kahlgeschorene Mönche, Paläste der Kaiser, die tausend Jahre lang hier residierten, und Paläste der Shogune, die mit harter Hand regierten. Man hätte es besser wissen können, sagt sich der Reisende: Kyoto ist eine moderne Millionenstadt - ein Häusermeer ohne Grenze zum benachbarten Osaka. Kein schöner Ort, wenn überhaupt ein Ort. An Kyotos Rändern jedoch, zu Füßen der die Stadt von drei Seiten zurückdrängenden Berge, hinter Mauern, liegen Inseln der Schönheit: buddhistische Klöster und ihre bis ins kleinste Detail gestalteten Gärten, vollendete Form in einer chaotisch sich auftürmenden Stadt. Nichts ist hier dem Zufall überlassen, nichts einfach gewachsen - alles ist seit Jahrhunderten gestaltet. Doch: Ein Mönch mag sein Leben mit der Pflege eines Zen-Gartens verbringen, er wird dennoch immerzu bemüht sein, durch ihn hindurch zu schauen ins Nichts. Denn alle Erscheinungen sind für ihn leer.

Japan hat ein besonderes Verhältnis zu Zeit, Tempo und Pünktlichkeit. Leistung ist Arbeit in der Zeit. Einmal blieb die Zeit in Japan jedoch stehen: Am 6. August 1945, um 8.15 Uhr am Morgen. Es war der Abwurf der ersten Atombombe. Und als sich die Zeit wieder weiter bewegte, war das alte Japan untergegangen. Ein neues Zeitalter hatte begonnen, nicht nur für Japan. Aber in Japan ging alles schneller und rücksichtsloser. Seit 1996 gehört die Ruine der alten Industrie- und Handelskammer Hiroshimas zum UNESCO-Weltkulturerbe: der Atombombendom. Eine kleine Ruine aus rostigem Stahl und bröckelndem Beton. Er ist das Wahrzeichen der Stadt Hiroshima. Ein seltsames Wahrzeichen in einer seltsamen Welt. Die USA waren gegen den Eintrag Hiroshimas in die UNESCO-Liste. Sie rechtfertigen den Abwurf der Bombe bis heute. Hiroshima ist nach dem Krieg völlig neu erbaut worden und heute eine geschäftige Großstadt. Es gibt immer noch Atombombenopfer, aber man begegnet ihnen nicht. Sie leben zurückgezogen. Sie passen nicht recht in das moderne Japan. Dem Atombombendom gegenüber liegt der Friedenspark von Hiroshima. Einst ein gemütliches altes Viertel mit Holzhäusern, Winkelgassen und einem Tempel, spannen sich heute die Flügel des Friedens-Gedächtnis-Museums über den Park.

Bewertung

0,0   0 Stimmen