Im fliegenden Sarg

Im fliegenden Sarg

Zwischen dem 13. und 17. Oktober 1977 befand sich die Lufthansa-Maschine 'Landshut' mit 86 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern in der Gewalt von palästinensischen Terroristen. Die Dokumentation 'Im fliegenden Sarg' erzählt die Ereignisse an Bord des Flugzeuges aus dem Blickwinkel der Geiseln und folgt dabei nicht den bekannten äußeren Ereignissen, sondern dem inneren Erleben der Passagiere: Was machten die Demütigungen durch die Terroristen, die Erschießung des Kapitäns und das Zittern von Ultimatum zu Ultimatum mit ihnen? Weshalb glaubten sie, von der Welt vergessen worden zu sein? An wen haben die Passagiere in den vermeintlich letzten Minuten ihres Lebens gedacht? Hatten sie Angst vor dem Tod? Die Gespräche mit den Geiseln wurden 1980, also relativ kurz nach dem Ereignis, von dem Dokumentarfilmer Ebbo Demant geführt. Die zeitliche Nähe, aber auch die empathische Gesprächsatmosphäre, sorgen für eine Authentizität der Schilderungen, die bei späteren Produktionen über die Entführung nicht mehr erreicht wurde. Ingo Helm, als Filmemacher im Umgang mit historischen Stoffen vielfach ausgewiesen, hat aus Demants kompletten Material, das seit dreißig Jahren im Archiv lag, einen Film komponiert, der unter die Haut geht. Durch seine Montage wird die teils unerträgliche Spannung, die auf den Geiseln lastete, neu erlebbar. Neben den körperlichen und psychischen Leiden stehen Reflexionen an einer hauchdünnen Grenzlinie zwischen Leben und Tod. Zwischen den Interviews werden Ausschnitte aus den damaligen Nachrichtensendungen 'Tagesschau' und 'heute' gezeigt, ebenso wie Teile des Materials, das der ARD-Nahostkorrespondent Kurt Stenzel seinerzeit aus Mogadischu mitgebracht hat - darunter viele eindrucksvolle Bilder, die zuvor noch nicht zu sehen waren. Die Dokumentation 'Der fliegende Sarg' ist die letzte der zehn Sendungen zu dem Thema 'Der deutsche Herbst' in 3sat.

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