Im Bann der Pferde (2/4)

Im Bann der Pferde (2/4)

Seit Jahrhunderten gelten die Gauchos in Argentinien als Helden der Pampa und sind ein Symbol für Freiheit. In den Weiten der argentinischen Grassteppen sitzen diese Männer noch heute 60 Stunden in der Woche im Sattel. Viele Gebiete der riesigen Estancias sind nur zu Pferd zu erreichen. Der kleine Juan ist mit sechs Jahren der jüngste Reiter auf San Juan Poriahu, einem Landgut mit 4.000 Rindern und über 300 Pferden. Sein Vater ist für die Doma, die Zähmung von Wildpferden, zuständig. Auch Juan soll das Handwerk von Grund auf lernen. Sein größter Wunsch: einmal mit seinem Hengst 'Colorado' auf einer Fiesta seine Reitkünste unter Beweis zu stellen. Das Leben von Polospieler und Pferdezüchter José Lartirigoyen ist mit dem der Gauchos kaum vergleichbar. Polo ist Nationalsport in Argentinien und ein knallhartes Geschäft. Auf sogenannten Embryofarmen werden Polopferde durch künstliche Befruchtung gezeugt und von Leihmutterstuten ausgetragen. Argentinische Pferde gehen als Exportschlager in die ganze Welt. Wie fast alle Poloprofis verbringt auch José nur eine Hälfte des Jahres in Argentinien, die andere auf den Polofeldern der Superreichen in Übersee. Doch zunächst müssen die Pferde beim Saison-Auftakt in einem Country Club in Buenos Aires beweisen, dass sich das monatelange Training gelohnt hat. In Argentinien sind Pferde aber kein Privileg der Oberschicht. In einer Wellblechhütte am Stadtrand von La Plata in der Region Buenos Aires leben Pitu und Marina mit fünf Kindern und der Stute Negra. Ohne Negra könnte die Familie nicht überleben. Sie gehört zu den Pferden der Karton- und Müllsammler, der sogenannten Cartoneros. Rund 800 Pferde, Ponys und Maultiere bilden die Existenzgrundlage des gesamten Viertels. Die Tierärztin Doctora Oliva kümmert sich seit fünf Jahren um Cartonero-Pferde, die durch Stöße, Schläge oder falsches Anschirren verletzt wurden. Oft fehlt den Besitzern das Geld, die nötige Behandlung zu bezahlen. Aber die Ärztin kann improvisieren und versteht es immer wieder, Kollegen zu guten Taten zu überreden.

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