Im Auftrag meiner Enkel - Norbert Blüm erkundet die Zukunft

Im Auftrag meiner Enkel - Norbert Blüm erkundet die Zukunft

Eigentlich hatte sich Norbert Blüm auf eine ruhige Zeit als Politrentner gefreut. Doch es wird zunehmend ungemütlich. Nicht die Gegner von damals oder heute machen ihm das Leben schwer, es sind die eigenen Enkel. Sie stellen die so unangenehmen Fragen. Ein Sonntagsspaziergang vor einiger Zeit mit seiner Enkelin lässt ihn nicht mehr los.

Norbert Blüm ist wie so oft in der Vergangenheit unterwegs. Seine Enkelin, mittlerweile ein rebellischer Teenager, macht ihrem prominenten Opa plötzlich Vorwürfe: Er habe ihr einen Scherbenhaufen hinterlassen: Ökologie, Ökonomie, Sozialsysteme, Solidarität in der Bevölkerung, alles marode, die Schere zwischen Arm und Reich ginge immer weiter auf. Und das sei nur der Anfang einer Epoche, so düster wie ein Science-Fiction-Film. Sie sehe keine Zukunft für sich und ihre Generation.

Und Opa Blüm, der ja Jahrzehnte an den Schaltstellen der Macht saß, muss sich fragen lassen, ob sie damals die Weichen nicht hätten anders stellen können?

Stattdessen vererbten die Alten ihren Enkeln eine andauernde Finanzkrise, ein Riesenchaos, eine Blase, die irgendwann platzt - Note 6! Na vielen Dank auch...

Harsche Kritik, die Norbert Blüm ins Mark trifft: 'Ich wollte eigentlich immer das Beste.

Das war mein Ethos während meiner ganzen Politikerlaufbahn. Aber an dem Tag bekam dieses Selbstverständnis Risse. Habe ich vielleicht wirklich die Zukunft meiner Enkelin, also der ganzen nachfolgenden jungen Generation vermasselt?' Zwischendurch will er einfach seine Enkelin anrufen, um mit einem jovialen Telefonat, Marke Wahlkampf, die Sache zu bereinigen. Doch er lässt den Hörer wieder sinken, ihm ist klar: Da reichen ein paar Sprüche nicht.

Blüm will es wissen und entschließt sich zu einer Entdeckungsreise, einer Tour quer durch die Republik. Er sucht Lösungen und alternative Lebensformen abseits der gewohnten Pfade. Jetzt, wo er auf die 80 zugeht, spürt er: Jeder Tag kann der Letzte sein. Und da will er seine Enkel nicht ohne Antworten lassen.

Auf seiner Reise begleitet ihm der preisgekrönte Filmemacher Ravi Karmalker. Die Kamera ist dabei, wenn Norbert Blüm sich z.B. auf den Weg an die Frankfurter Börse macht oder in Hamburg mit der millionenschweren Designerin Claudia Obert über die soziale Verantwortung der Reichen streitet. Von Professor Michael Braungart lässt Blüm sich das Cradle-to-cradle-Konzept erklären, wonach gebrauchte Rohstoffe wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt werden - Anschauungsunterricht in einer Wohnsiedlung mit 100 Prozent kompostierbaren Häusern.

Daneben trifft der ehemalige Arbeitsminister Wirtschaftsbosse wie ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger oder den Reeder und Mäzen Peter Krämer. Mit einem jungen attac-Aktivisten verabredet er sich zum CouchSurfing, einen Müllverwerter beobachtet er bei der Suche nach Essbarem im Abfall. Und er trifft sich mit Euro-Verweigerern und testet dabei die Düsseldorfer Alternativwährung 'Rheingold'.

All das unternimmt Norbert Blüm, um Erkenntnisse für die Nachwelt zu gewinnen und daraus Empfehlungen für seine Enkel abzuleiten, aber auch, um schonungslos seine Karriere zu bilanzieren: 'Wir waren auf einem Auge blind, wiederholt nicht unsere Fehler, seid zart zu Euch selbst, Euren Mitmenschen und der Natur gegenüber.'

Bewertung

0,0   0 Stimmen