Ich übe das Sterben

Ich übe das Sterben

Plötzlich trifft es sie wieder. Herz-Stillstand. Seit neun Jahren leidet Gritt an einer äußerst seltenen Krankheit, dem Brugada-Brugada-Syndrom. Da helfen keine Medikamente, keine Therapie, allein der implantierte Defibrillator holt die 41-Jährige zurück ins Leben. Der Herz-Stillstand kommt in unregelmäßigen Abständen, aber er kommt. Meist ohne Vorankündigung bricht Gritt dann zusammen, egal, ob sie sitzt, steht oder liegt. Sieben Sekunden später reagiert das Gerät und gibt einen Schock ab. Weit über hundert Mal ist das schon passiert - und wie lange das noch geht, kann kein Mensch sagen. Gritt könnte in zehn Jahren noch einen Marathon laufen oder morgen schon tot sein. Was bedeutet für sie Zukunft? Wie erträgt das ihr Freund Harald? Wie geht sie mit der Todesnähe um? Wie lebt sie unter solchen Umständen? Die Frau muss kinderlos bleiben und sie hat ihren Job verloren. Sie hat Angst davor, am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen, schlägt sich mit Fernsehen und Bügeln die Nacht um die Ohren. Zu Hause herumsitzen und auf den nächsten Schock warten, ist nicht ihr Ding. Stattdessen arbeitet Gritt ehrenamtlich im Tierheim, leitet eine Selbsthilfegruppe und treibt intensiv Sport. Ihr größter Traum: einmal einen 'Ironman' bestreiten, also fast vier Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und abschließend 42 Kilometer laufen. Seit einem Jahr trainiert sie jeden Tag, um sich diesen Traum zu erfüllen. Seit sie von ihrer Krankheit weiß, sagt sie, ist sie ein anderer Mensch geworden, hat sich vom 'grauen Mäuschen' zur selbstbewussten Frau gewandelt - und lebt doch Tag für Tag am Abgrund.

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