Ich lass' die Sau raus

Ich lass' die Sau raus

Natur und UmweltD  

"Lieber aufhören als so etwas", sagt Dietmar. Bloß keine Tierfabrik. Er wird ab jetzt Bioferkel züchten. Sein Vater Werner (76) ist mehr als skeptisch.

Vom alten Schweinestall stehen nur noch die Außenwände. Dietmar baut alles neu. Geräumige Holzbuchten für Säue und Ferkel, keine Spaltenböden mehr, dafür viel Liegefläche auf Stroh und vor allem: Auslauf ins Freie. Seine Schweine sollen auch nach draußen dürfen.

Der eigensinnige 49-jährige Bauer mit dem wilden Haarschopf geht einen ganz anderen Weg als die Berufskollegen ringsum: Im "Schweineland" Hohenlohe, rund um Schwäbisch Hall, stehen am Rande der Dörfer riesige Hallen mit Hunderten, wenn nicht Tausenden von Tieren. Hinein kommt man, wie bei Dietmars Freund Bernd, nur durch eine Schleuse - und keine Sau steht jemals im Regen oder in der Sonne.

Dietmar und seine Lebenspartnerin Almut (46), die an einer Landwirtschaftsschule unterrichtet, sind zuversichtlich. Wenn die Umstellung auf Bio gelingt, bekommen sie für ihre Ferkel künftig mindestens doppelt so viel wie früher. Kontakte zu einem Biomäster und einem Schlachthof in der Region gibt es auch schon. Also keine langen Transportwege.

Wie Dietmar kämpfen ein paar Dutzend Kilometer weiter Anja und Pius um eine gute Zukunft für ihren Familienbetrieb. 60 Kühe, das reicht nur zum Leben, weil die beiden ihre Milch selbst abfüllen und vermarkten - unbehandelt. Mehrmals in der Woche fahren sie die Flaschen zu Privatkunden und kleinen Naturkostläden in der näheren Umgebung. Ein anderer Teil der Milch geht an eine Biomolkerei.

"Unterm Strich bleiben uns etwa vier Euro Stundenlohn", hat Anja (38) ausgerechnet. "Aber wir beide und die Kinder haben ein Dach über dem Kopf auf einem wunderschönen Hof, den wir lieben. Das gute Gefühl, diesem schönen Stück Land und unseren Tieren einigermaßen gerecht zu werden, sie nicht auszubeuten."

Und dazu gehört eben auch, die Kälber drei Monate lang bei ihren Müttern zu lassen, den Kühen ihre Hörner nicht auszubrennen oder wegzuzüchten, keine Hochleistungsrassen zu halten, wo es nur um maximale Erträge geht und die Tiere schnell ausgelaugt sind.

"Glück muss man sich schaffen", sagt Pius, während er seine Herde auf die Sommerweide treibt. "Also eben auch so arbeiten, wie es zu einem passt."

Seit elf Jahren bewirtschaften die beiden den idyllisch gelegenen Hof nun gemeinsam.

Jetzt steht das Paar vor schwierigen Entscheidungen. Die alten Kuhställe sind zwar schön anzuschauen, allerdings zu alt, zu dunkel und zu klein für eine optimale Tierhaltung. Am liebsten würden Anja und Pius neu bauen. Aber der Hof ist nur gepachtet. Die Eigentümer wollen nichts verändern, nicht investieren.

Anja, Pius und Schweinezüchter Dietmar folgen ihrem Wunsch, ehrliche Bauern zu sein. Gut zu den Tieren, der Natur und sich selbst. "37°" begleitet sie auf ihren Höfen ein halbes Jahr lang durch gute und schlechte Tage.

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