Ich Chef, du Turnschuh

Ich Chef, du Turnschuh

Das Wort von der 'ausweglosen Situation' ist Dudie - Regisseur Hussi Kutlucan als sein eigener Hauptdarsteller - völlig unbekannt. Dabei ist er wirklich vom Pech verfolgt. Die Odyssee des armenischen Asylbewerbers nimmt ihren Ausgangspunkt auf einem Containerschiff in Hamburg, das als Anlaufstelle für Flüchtlinge aus aller Welt dient. Hier beginnt ihr Überlebenskampf in Deutschland, prallen kulturelle Gegensätze aufeinander. Dudies Freundin Nani kann die gespannte und ausweglose Situation auf dem Schiff nicht ertragen und lässt sich auf eine arrangierte Ehe mit einem deutschen Elektriker ein. Sie verlässt das Schiff bei Nacht und Nebel, und auch Dudie hält es dort nun nicht länger. Zwei Afrikaner geben ihm die Adresse von Freunden in Berlin. Ein Afrikaner, ein Iraner und ein alter Armenier nehmen Dudie in ihrer Ein-Zimmer-Wohnung auf und verschaffen ihm Arbeit auf der Großbaustelle am Berliner Reichstag. Dort herrscht unter den ausländischen Arbeitern verschiedenster Herkunft eine ganz eigene Hackordnung. Der deutsche Chef brüllt ständig hysterisch herum, und die perfekt assimilierten Türken fordern am lautesten 'Ausländer raus'. Als Dudie einen Streik organisiert, um den ausbleibenden Lohn einzuklagen, gewinnt er zwar neue Freunde, aber leider macht die Polizei dem verrückten Treiben bald ein Ende. Auch nach seiner Flucht schlängelt sich Dudie, der begnadete Geschichtenerzähler, der auch ältere Damen überzeugt, durch den deutschen illegalen Dschungel. Er wird ein großartiger Ersatzvater für den Sohn seiner deutschen Freundin Nina und findet Arbeit in einem türkischen Restaurant. Doch auch hier läuft bald wieder einiges schief. 'Ich Chef, Du Turnschuh' wurde 2000 mit drei Grimme-Preisen für Buch, Regie und Hauptdarsteller ausgezeichnet. In der Begründung hieß es: 'Dudie ist wahrscheinlich der liebenswerteste TV-Held 1999. Ein Schalksnarr voller Vitalität, Trauer, Zorn, Melancholie. Und ansteckend fröhlich und einfallsreich. Ein naiver Phantast. Ein unverbesserlicher Menschenfreund. Dem die Hautfarbe schnuppe ist, außer die Seele ist schwarz. Hussi Kutlucans Film hat Tempo und Leichtigkeit. Unbekümmert jongliert er mit Stilelementen. Jäh kippt er die Komik in Tragik, schrammt er die Satire, wird grotesk und sentimental. Am Ende, in schön durchtriebener Treuherzigkeit, dreht er uns eine lange Nase: Mit ausdrücklicher amtlicher Anweisung fliegt er davon ins Ungewisse. Und der deutsche Junge mit ihm.

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