Ich bin da so hineingestolpert...

Ich bin da so hineingestolpert...

Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig wollte mit ihr Passanten zum Innehalten und Nachdenken provozieren. Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug er pflastersteingroße Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts - und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Doch bei einer einmaligen Aktion sollte es nicht bleiben: Mittlerweile ist aus dem Bildhauer und Konzept-Künstler Demnig der Schöpfer einer flächendeckenden 'sozialen Skulptur' geworden, die sich über ganz Europa spannt. Für ihn wurde sie zu einer Lebensaufgabe, die ihn aus seinem Atelier heraus und in ein Nomadenleben im VW-Bus führte.

Mittlerweile hat Demnig fast 30.000 Stolpersteine in über 600 deutschen Städten verlegt. Rund 250 Tage im Jahr reist er durch die Lande, sein Bus ist fahrende Werkstatt und Logistik-Zentrale in einem. Seine Stolpersteine holen die Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in den Alltag hinein.

Das Vorgehen ist dabei immer gleich: Die Lebensgeschichten der Opfer werden von lokalen Initiativen recherchiert. Paten übernehmen dann die Kosten für die Herstellung und Verlegung der Steine: Privatleute, Schulklassen, Geschichtsvereine, politische oder kirchliche Gruppen tragen die 120 Euro pro Stein. Demnigs Augen leuchten, wenn er von dem generationsübergreifenden Netz aktiver Menschen erzählt, das in den vergangenen acht Jahren durch seine Arbeit entstanden ist.

Bewertung

0,0   0 Stimmen