Horizonte: Recht und Gerechtigkeit (5/5)

Horizonte: Recht und Gerechtigkeit (5/5)

Gerechtigkeit ist ein Ideal, das Menschen zu allen Zeiten anstreben. Auf dem Weg zur Gerechtigkeit werden Kriege geführt, Revolutionen entfesselt und Schlachten geschlagen. Die Fahne der Gerechtigkeit wird hoch gehalten - ob in Politik, Wirtschaft, Sport, im persönlichen Miteinander oder auch in der Justiz. Dabei gilt es aber, Recht von Gerechtigkeit zu unterscheiden. Denn jeder hat seine eigene Auffassung von Gerechtigkeit, und nicht immer, wenn Recht gesprochen wird, führt dies zur Gerechtigkeit. Andererseits ist die Frage erlaubt, auf welchen Werten von Gerechtigkeit und Gleichheit die Gesellschaft basiert. Woher stammen die Werte des Rechtssystems, woher die fundamentalen Werte der Gesellschaft? Ganz sicher gibt es auf dieser Welt keine Gesellschaft, in der es wirklich gerecht zugeht. Zudem ist das Leben an sich ein ungerechtes - denn das Schicksal fragt nicht nach Gerechtigkeit. Krankheit, Leid und Unglück sind und bleiben ungerecht verteilt. So ist es nur allzu verständlich, wenn der Mensch die Hoffnung auf Gerechtigkeit ins Reich Gottes verlagert. Der Blick in die Bibel aber offenbart, dass auch Gottes Gerechtigkeit nicht an menschlichen Maßstäben zu messen ist. In den Wochen der Fastenzeit versucht „Horizonte“ in einer Gesprächsreihe am Sonntagmorgen, sich dem Thema „Recht und Gerechtigkeit“ anzunähern. Wie gerecht geht es im Lande zu? Wo schreien die Ungerechtigkeiten zum Himmel, und verspricht der Himmel Gerechtigkeit?

Vor allem konservative Politiker verweisen gerne auf das christlich-jüdische Fundament unserer Verfassung. Die christlichen Konfessionen prägen unseren Alltag, wiewohl ihre Mitglieder immer weniger werden. Welche Bedeutung kommt den Kirchen in der Politik zu, wie viel Einfluss ist in einer säkularen Gesellschaft gerechtfertigt? Wie gehen wir um mit den islamischen Mitbürgern, und kommt dem Islam eine ähnlich privilegierte Stellung in unserer Gesellschaft zu wie dem Judentum bzw. den christlichen Kirchen? Sind Moral und Gerechtigkeitsdenken in einer Gesellschaft vornehmlich religiös geprägt? Andererseits waren selbst in Gesellschaften, die die Religion Jahrzehnte lang verdrängt hatten, Werte wie Gerechtigkeit und moralisches Handeln wichtige positive Eigenschaften. Waren die Menschen etwa in der ehemaligen DDR unmoralischer als die Menschen im Westen? Woher rührt also unser Gerechtigkeitsempfinden? Ist das moralische Handeln bei nichtreligiösen Menschen nicht sogar höher einzuschätzen als bei Gläubigen, die die Vorgaben ihrer Religion befolgen? Darüber spricht Meinhard Schmidt-Degenhard mit dem Philosophen und evangelischen Theologen Richard Schröder.

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