Holy Spider

Holy Spider

Maschhad ist die zweitgrösste Stadt im Iran und eine Pilgerstätte des schiitischen Islams. Sie ist auch der Jagdgrund für einen Serienmörder, der es auf «sittenlose» Frauen abgesehen hat und in der Zeitung und von der Bevölkerung Spinnenmörder genannt wird. Die Journalistin Arezoo Rahimi (die für diese Rolle in Cannes ausgezeichnete Zar Amir Ebrahimi) reist aus Teheran an und stösst bereits dabei auf Widerstand, als unverheiratete Frau ein Hotelzimmer zu bekommen.
Aus praktischen Gründen verbündet Rahimi sich mit einem Mann, einem lokalen Reporter (Arash Ashtiani), den der anscheinend von keinerlei Schuldgefühlen geplagte Verbrecher anzurufen pflegt: «Er will nicht, dass wir ihn Mörder nennen - er führt einen Jihad gegen die Sittenlosigkeit.»
Es ist Rahimis persönliches Engagement, das sie auf die Spur des Frauenhassers führt. Nachdem sie mit einer Prostituierten das Gespräch gesucht hat und diese ebenfalls ermordet wird, stellt die Journalistin sich selbst an die Strasse, als Lockvogel für den Spinnenmörder.
Basierend auf einem tatsächlichen Fall erzählt der im iranisch-dänische Regisseur Ali Abbasi mit den Mitteln eines Thrillers von einem Mörder, der als Einzeltäter das frauenverachtende System des Irans lediglich auf die Spitze treibt. Nicht nur, wie der Mörder seine Opfer in die Falle lockt, lässt das Blut in den Adern gefrieren, sondern auch die Details eines menschenverachtenden Regimes, dessen Bevölkerung selbst in der Falle sitzt. «Holy Spider» überrascht bis in die Schlussminuten, nur eines ist gewiss: Sicher ist im Iran niemand.
Unberechenbarkeit scheint überhaupt ein Markenzeichen Ali Abbasis zu sein. Der 1981 in Teheran geborene Filmemacher verblüffte im Jahr 2018 mit einer auch auf SRF 1 gezeigten Liebesgeschichte unter Trollen («Border»), prangert in «Holy Spider» mit einem True-Crime-Thriller die Unterdrückung der Frauen im Iran an und sorgte zuletzt mit einem Porträt über den jugendlichen Donald Trump für Schlagzeilen. Dieser ebenfalls empfehlenswerte Film, «The Apprentice», läuft derzeit in den Kinos der Deutschschweiz.

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