Höhlen der Kraft im Südwesten

Höhlen der Kraft im Südwesten

Höhlen gelten als Geburtsorte von Göttern, zum Beispiel in der griechischen Mythologie. Auch im Südwesten waren Höhlen unterirdische Kultstätten mit überirdischer Bedeutung.
In Höhlen des Lonetals wurden die ältesten Kunstwerke der Menschheit gefunden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die gefundenen Gegenstände, wie Löwenmensch und Vogelknochenflöte, 40.000 Jahre alt sind. Welche religiöse oder künstlerische Bedeutung diese frühen Kunstwerke hatten, darüber gibt es Mutmaßungen, zum Beispiel vom Experten für Ältere Urgeschichte Prof. Nicholas J. Conard von der Universität Tübingen. Denn diese Funde, so Conard, sind zum ersten Mal keine Nutzgegenstände aus dem Warenkorb des Überlebens. Diese urzeitlichen Kunstwerke belegen eine große Kunstfertigkeit und vielleicht auch "die Geburt der Kunst in der Höhle", wie die Antike glaubte.
In einem Tempelbau aus Holz wurde bei Schwarzerden, einem kleinen Ort zwischen Kusel und St. Wendel, der persisch-römische Lichtgott Mithras verehrt. Erhalten ist heute nur noch das in eine Felswand eingemeißelte vier Quadratmeter große Kultbild aus dem ersten Jahrhundert n. Chr., umflutet vom Straßenlärm.
Dass Leben aus der Höhle sprießt, zeigt die Schwanzspitze des Stieres, den der Gott Mithras tötet. Dies ist in allen Tempeln das zentrale Kultbild. Der Mithraskult, ein geheimer Höhlenkult der Spätantike, war gerade im Südwesten beliebt. Das belegen das Kultbild, das bei Schwarzerden die Christianisierung überstand, und viele weitere Funde im Südwesten, denen Archäologen ihre Geheimnisse entlocken wollen, um den Geheimkult kennenzulernen.
Die Dietfurthöhle, unterhalb der Burgruine Dietfurt, sechs Kilometer westlich von Sigmaringen, kannten schon Menschen der mittleren Steinzeit. Das Höhlensystem war durchgehend genutzt von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert, als der rassistische und frauenfeindliche Geheimbund der Neutempler hier einen kultischen Opferplatz errichtete.
Der SWR Film "Höhlen der Kraft im Südwesten" erkundet unterirdische Kultstätten und ihre überirdischen Bedeutungen. In "Augenblicken der Geschichte" fängt er ein, was die Orte und ihre archäologischen Funde über den Glauben und das Leben unserer Ahnen verraten. Denn die Altvorderen bauten ihre religiösen Stätten nicht irgendwo. Es waren stets besondere Orte, denen sie eine Kraft zuschrieben. Und solche Kräfte haben auf die ein oder andere Weise bis heute überlebt.

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